Andere Zeiten, andere geistige Betätigungen. Immerhin, Manfred, wird die massiv anwachsende Internetnutzung langfristig für einen höheren Alphabetisierungsgrad und damit auch für eine bessere Grundbildung sorgen - insbesondere in Gebieten, in denen der Zugang zu Wissen bisher ungeheuer schwer war. Mag sein, daß man durch das schnelle Herumsurfen im Netz sich mit vielen Inhalten nicht tief genug auseinandersetzen kann - dafür aber kommt man mit ungeheuer vielen Inhalten in Berührung, die man ansonsten vielleicht nie kennengelernt hätte. Deine Befürchtung, der Geist verliere sich, wenn er nicht ausreichend in die Tiefe gehe, teile ich nicht. Du bist es vielleicht gewohnt (vermutlich liegt das am Alter), dich mit wenigen Dingen sehr tief auseinanderzusetzen. Die Herausforderung für die heutigen und vor allem die kommenden Generationen wird aber sein, sich mit sehr vielen Dingen sehr schnell auseinanderzusetzen. Und zwar weniger kontemplativ als vielmehr assoziativ. Netze bauen statt einsame Denktürme. Wenn Denken zu einem gesellschaftlichen Prozess wird, müssen die Menschen diese Fähigkeit auf kurz oder lang erlernen. Es ist eine neue Art von Geist, die dir vielleicht nicht gefällt. Aber als Hirnforscher weißt du ja weit besser als ich, daß das Gehirn für jede Art von Geist geeignet ist.
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