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Sie hatte ihn an jemand erinnert. Er kam allein in den Night-club und hätte ihr die ganze Nacht zusehen koennen. Eigentlich wollte er nur zwei, drei Bier trinken und wieder zurueckfahren, ins Bett gehen, schlafen. Er blieb sitzen, und nach dem dritten oder vierten verlor er die Fühlung zum zwang seines Tagesablaufs. Während das feuchte Gift angenehm die versteiften Muskeln umspülte, bewunderte er die Körperbeherrschung der Indianer- frau. sie läuft quer durch den Raum, von einer Ecke in die andere, die Treppe hinauf zu den Dartwerfern. Die engen Jeans, wie maßgeschneidert. Gute alte Musik dazu. Das war noch Musik, sowas. Dieses Geächze und kindische Gekreische von Michael Jackson, nee. Und dies Gezappel dazu, das genausogut von einem Trick- zeichner erledigt werden koennte. Da kommt doch nix mehr rüber. Da war ja Rudi noch der größere Star- der konnte wenigstens gut furzen. Kolk grinste...
Er hob den Blick. Eine langhaarige Blondine in bauchnabelkurzem T-shirt hopste hin + her, auf + nieder, das T-shirt war durch strapsartige Baender mit dem Buendchen des kurzen Rocks ver- bunden, Strapse an den Overknees. Eine Handvoll Maenner tanzte im selben Rhythmus, sie trugen Huete, dunkle Brillen. als Zwischenschnitte einge-
blendet, in Nahaufnahme, ein huepfender tiefer Bauchnabel, jeder Vierteltakt ein anderes Bild, eine andere Perspektive...
Kolk niest zweimal, und ein drittes Mal. Er hörte Toene, und er sah Bilder, er seufzte und drehte an seinem Schnauzer. Wie ein schweres Opiat sank die Muedigkeit in seine Glieder. Sie hatte ein bißchen gelaechelt, als er am Tresen zahlte, sie hatte einen leichten Bart. Die voegelt bestimmt mit dem Typen aud der Kueche, dieser behaarte Arm in der Durchreiche. Er war durch die sanfte Nacht heimwaerts geradelt - was heißt heimwaerts, in die Wohnung. Stur, ohne rechts und links zu gucken, wo Kneipenschilder leuchteten, trat er in die Pedale, hin und wieder weit seitwaerts die gerade Linie verlassend, um dann mit unvermittelten Schlenkern in die Bahn zurueckzu- kehren. Der Dynamo jaulte im zyklisch unterbroc- chenen Gummi-diskant, und der Lichtkegel der Lampe schwankte hin + her. Er hatte gehofft, Rudi zu begegnen, der ihm die »Bürste« einmal gezeigt hatte...
In seiner Wohnung angekommen, hatte er sich auf den Balkon gesetzt, den er nachmittags aufgerauemt hatte, die alte Frühlingszeremonie. Mit ausrangierten Teppichfliesen ausgelegt, das Gelaender geschmirgelt und entrostet. Gruene Farbe stand bereit. In einem Schub von Umtriebig- keit hatte er drei Blumenkaesten verankert, Stiefmuetterchen gekauft und gepflanzt. Den Sonnenschirm vom Boden geholt und den alten Sessel mit dem Aluminium-gestaenge. Eine Marmor- platte, die er mal auf dem Sperrmuell gefunden hatte, auf eine alte Apfelkiste gelegt. Eine weitere, die im Winter wieder für Feuerholz verwendet wuerde, in die Luecke zwischen Sessel und Hauswand gezwaengt. Eine alte Decke darueber- geworfen. Arschgemuetlich...
Gegenüber kaum erleuchtete Fenster. Es mußte spät sein. Lediglich im Fenster der Blonden brannte noch Licht. Vorgestern hatte sie im Bikini auf dem Balkon gelegen, obwohl erst nach sieben Uhr ein Schimmer der Abendsonne auf die Balkons des gegenüberliegenden Blocks fiel.
Unten in der Straße Stöckelschuhe. Kolk horchte auf. Stöckelschuhe, KLACK, KLACK, KLACK... Ach so - die Alte mit ihrem fetten Cocker. Ich kauf´mir auch einen, wenn ich wieder zurückgehe, und er wird Joe heißen.
Er hatte vorhin Radio Hundertsex gehört, diese eine mit dem schleswigschen Akzent... Thema Gruppensex. Sie mit ihrer Freundin in Paris uns so, und am vorletzten Tag ging´s mit den beiden Kellnern von diesem Hotelrestaurant ab. Klang ganz neu. So eine müßte man mal kennenlernen. Mann, wenn bloß der Wecker nicht wäre, jeden Morgen 4:30 miepmiepmiep...
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