»Abgesehen davon, daß Zimmereinrichtungen und Wandschmuck besonders bei femininen Urningen oft das Zarte, Weichliche, bisweilen auch das Exzentrische ihrer Persönlichkeit verraten, sind es die gleichen sich häufig wiederholenden Kunstwerke, denen wir in den Wohnungen von Homosexuellen vielfach begegnen. Zu solchen bevorzugten Kunstwerken gehören u. a.: der 'Heilige Sebastian' in den verschiedensten Darstellungen der italienischen Blütezeit, der 'Blue Boy' von Gainsborough, Van Dycks Knabengestalten, der Karton 'Badende Soldaten' von Michelangelo, 'Tiroler Burschen' von Defregger und die zur Schwemme reitenden Offiziere eines schwedischen Malers; von Sculpturen: der 'Dornauszieher', der 'Adorant', der 'Hermes' des Praxiteles, Michelangelos Jünglings– und Männergestalten, wie seine 'Sklaven', der 'Speerwerfer' des Polyklet, von neueren Meunier und Rodins Arbeitertypen und manche andere.«
Magnus Hirschfeld, 'Die Homosexualität des Mannes und des Weibes (1914), S. 66
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