Vergangenheit
Die Soldaten stehen stramm, in einer Linie, auf dem Platz vor dem Kompaniegebäude. Der Hauptmann läuft vor der Linie von rechts nach links, bleibt vor einem blonden Wirrkopf stehen. »Machen Sie Ihr Hosentürle zu, stopfen Sie Ihr Hemd in die Hose, Ihre Schnürsenkel sind offen. Was ist los mit Ihnen? Sind Sie krank?« »Nein. Herr Hauptmann. Ich war heute nacht mit Anoubi in einem Bett.« Der Hauptmann sinniert kurz. Er hat den Namen Anoubi schon mal gehört. Orientalisch? Ein Mädchenname? Er kann, im Moment, den Namen nicht einordnen, geht weiter, bleibt vor einem anderen Soldaten stehen, guckt ihn von oben bis unten an. §Waren Sie acuh mit Anoubi in einem Bett?» «Nein. Herr Hauptmann. Ich bin Anoubi.» Der Hauptmann geht weiter, bleibt vor einem Soldaten stehen, der in Ausgehuniform vor ihm steht, weil er, aufgrund eines von höherer Stelle bewilligten Sonderurlaubs, gleich nach dem Antreten die Kaserne verlassen darf. Der Hauptmann fingert an der etwas schiefen Krawatte des Rekruten herum, will sie gerade rücken. Ein Major, der im Nachbargeäude kasernierten Ausbildungskompanie einer Fallschirmjäger-Elite-Einheit, kommt mit sehr schnellen Schritten in die Szene, und sagt mit einem sehr harten Ton aber so leise, dasse s nur die Rekruten im unmittlbaren Umkreis hören und verstehen: «Fassen Sie den Mann nicht an!"
Geschichtlicher Hinweis: 1962/63 waren Verweigerer fast nur Studenten und/oder Angehöriger kleiner christl. Sekten. Anoubi war 1962/63 als Wehrpflichtiger 18 Monate lang bei der Bundeswehr. Und das folgende Lied, hier, weil aus dem Gedächtnis, nicht ganz vollständig wiedergegeben, wurde kurz vorm Ende der 18 Monate tatsächlich wie folgt abends auf der gemeinsamen Wohn- und Schlafstube gesungen: »Was hast du gegessen, beim deutschen Kommiß? Kartoffeln und Kartoffeln, und Grünkohl noch dazu ja noch dazu. Jetzt kommt´s: Parole heißt Heimat. Reserve hat Ruuuh. Wem hast du gefickt, beim deutschen Kommiß? Frau Hauptmann und dei Tochter. Den Leutnant noch dazu ja noch dazu. Jetzt kommt´s: Parole heißt Heimat. Reserve hat Ruuuh.«
Während der letzten sechs Monate der Wehrpflichtzeit wurde, beim Toiletten reinigen und/oder dem Gang kehren in Anoubi´s Kompanie (Nachschub/Transport), Standort Böblinen, Baden-Württemberg von Anoubi und seinen Freunden sehr oft und gern gesungen: »Sag mir wieviel Sternlein sind auf des Hauptmanns Uniform. Unser Herr hat sie gezählet. Ob ihm nicht schon eines fehlet.«
Was mir auch unvergeßlich in Erinnerung blieb, mein Freund, genannt »Blacky«, weil er mit Familiennamen »Schwarz« hieß, fegt, vom Hauptfeldwebel (»Spieß«, »Mutter der Kompanie«) dazu verdonnert den Vorplatz vor dem Kompaniegebäude. Ein Blacky unbekannter Offizier kommt. Blacky grüßt beleidigend nachlässig. Der Offizier steht vor ihm. »Wo ist das Deinstzimmer?« »Gleich nach dem Eingang erste Tür links Herr Unteroffizier.« »Wie lang sind Sie bei der Bundeswehr?« »Fünfzehn Monate, Herr Unteroffizier.« »Was trage ich für Rangabzeichen?« »Die Rangabzeichen eines Oberstleutnants Herr Unteroffizier.«
Gegenwart
Früher war es so geregelt, dass jeder nur mit seiner Freundin vögelt. Heute ist es sehr verzwickt, weil Anoubi auch Männer fickt."
Saufen, ficken, Fellatio, kiffen. Das ist keine Schande. Das tun die Besten im Lande.
Gestern oder vorvorgestern.
»Sag mal, warum hast du Gronkor einen guten Bewertungspunkt gegeben? Sein Text war doch wirr, und, mein Eindruck, nichtssagend.« »Gronkor wird sich schon was dabei gedacht haben.«
HP
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