Warum 66536 Bytes RAM, wenn man auch 131072 haben kann? Dachte man sich 1985 bei Commodore... leider blieb der Prozessor (MOS 8502) fast derselbe (schließlich wollte man ja zum Commodore64 abwärtskompatibel bleiben!), damit auch der 16-Bit-Adressierbus, folglich lassen sich die 128 KiByte im C128 nur per Bankswitching ansteuern. Keine Ahnung, wie das in der Praxis funktioniert und welche Einschränkungen es bedeutet - ich habe hier zwar ein Maschinensprache-Lehrbuch für den Commodore128, aber leider keinen echten C128, nur die VICE-Emulation...
In den späten 1980er Jahren besaß ich allerdings tatsächlich eine Zeitlang einen Commodore128, übernommen von meinem jüngeren Bruder, der ihn sich ursprünglich vom Konfirmationsgeld gekauft, nach einer Weile aber das Interesse an der Computerei verloren hatte (ich erinnere mich, wie er - rhythmisch nicht ganz korrekt - mit den Soundbefehlen des Commodore BASIC 7.0 die Melodie von »Heute hier, morgen da« von Hannes Wader programmierte...), die Version im separaten Tastaturgehäuse (also kein C128D), mit der langsameren Floppy 1570 statt der eigentlich für den C128 vorgesehenen 1571 (die war bei Allkauf in Hürth nicht lieferbar).
Tja, was soll man zu diesem Rechner sagen? Das Hauptargument für den Kauf war, wenn man ehrlich ist, der C64-Modus (den man vom C128-Modus aus mit »GO 64« aufrufen konnte), und damit war für meinen Konfirmandenunterrichtskumpel und Bergisch-Afghanistan-Mitgründer Markus »Hugosoft« M. schon klar, dass es sich um ein »totgeborenes Kind« (O-Ton) handelte. Er war als Daddelmaschine konzipiert, aber ausgerechnet für den C128-Modus mit seiner durchaus gegenüber dem C64 fortgeschrittenen Grafik (bis zu 640 x 200 Pixel in 16 Farben) waren nie mehr als vielleicht 20 Spiele erschienen. Selbst der C64-Modus ist nicht vollständig zum Original-C64 kompatibel... und dann gab es noch als dritte Betriebsart einen CP/M-Modus, diesmal anders als bei der unsäglichen CP/M-Option für den C64 (hatte die überhaupt jemand? Es muss der Tod in Tüten gewesen sein...), nicht als Steckmodul, sondern direkt mit eigenem Zilog Z80-Prozessor auf der Hauptplatine und folglich diskettenbasiert (und die legal-illegal-scheißegal kopierte CP/M-Diskette vom Osborne Executive DD-1 aus dem Schulcomputerraum lief auch prima in der Floppy 1570 meines Bruders...), aber ohne Zweit-Floppy machte das nicht wirklich Spaß, und auch 1986 bzw. 1988 (als ich den C128 dann übernahm) war sowas noch richtig teuer.
Fazit: wer damals nach dem Commodore64 eine Liga höher steigen wollte und es sich leisten konnte, kaufte sich direkt den Ur-Amiga (später Amiga 1000 genannt) für 5000 Mark, wer nicht ganz soviel Geld hatte, wartete bis 1987, als der Amiga 500 rauskam, der kostete dann komplett mit Monitor (sofern man nicht sowieso schon einen 1084S sein eigen nannte) auch nicht mehr als eine C64-Anlage anno 1984.
Und arme Studenten wie ich warteten, bis der Atari STE (mit der 12- statt 9-bit-Farbpalette) auf den Markt kam und sicherten sich einen folglich zum Sonderpreis verramschten Atari 1040 STFM mit Monochrom-Monitor... der mir dann auch als Schreibmaschine für Hausarbeiten gute Dienste leistete.
Trotzdem würde ich heutzutage nicht nein sagen, wenn auf der Elektrobucht ein gut erhaltener Commodore128 für kleines Geld (< 150 Euro) dahergedümpelt käme... allein schon wegen des tollen Commodore BASIC 7.0, das bei Grafik- und Soundunterstützung ja wirklich keinen Wunsch offen lässt und sogar einen integrierten Maschinensprache-Monitor enthält!
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