Wie ich aus eigener Erfahrung weiß, weiß ich, das wohl die Allerwenigsten von Ihnen nennenswerte praktische Erfahrungen in der Chemie haben. Wahrscheinlich können Sie weder eine hochätzende Flüssigkeit sauber aus einer Flasche in ein anderes Gefäß befördern, noch haben Sie die geringste Ahnung davon wie sie ein feines Pulver ohne das es in die Umgebung gelangt aus einem Vorratsgefäß entnehmen, wahrscheinlich sind auch ihre Hände wegen Drogenkonsums oder Alkoholgenuß am Vorabend nicht still genug um erschütterungsfrei einen Spatel Kupfersulfat aus der Breithalsflasche in das Wasser eines Becherglases zu befördern.
Ich will sie nicht kritisieren, Unfälle geschehen, ich selbst habe einige erlebt und viel aus ihnen gelernt, andere mußten diese Erfahrung in ihrem Studium machen, ich machte sie vor dem Studium in einem eigenen Labor.
Ich möchte Ihnen lediglich ein paar Tips zur Unfallvermeidung geben die Sie bitte beherzigen sollen.
Nähern Sie sich einer unbekannten Substanz mit der nase nur sehr sehr vorsichtig. Halten Sie zuerst einen großen abstand und riechen sie nichts, fächeln sie sich mit der Hand ein wenig vom Stoff zur Nase hin. Riechen sie noch immer nichts nähern sie sich so vorsichtig weiter. Das gilt natürlich nicht für giftige unriechbare Gase. Deshalb werden giftigen unriechbaren Gasen oft winzigste Mengen sehr stark riechbarer Gase zugesetzt um die riechend zu machen.
Benutzen Sie um Himmels Willen bei jeglicher Destillation Siedesteine wenn nicht eine andere Konstruktion für ein permanentes Sieden und das Vermeiden eines Siedeverzugs Sorge trägt. Ich habe das Überschäumen plötzliche Verdampfen und Entzünden an der Elektrik oder Hitze des Heizpilzes mit anschließend aus dem Abzug herauswufferten Stichflamme bei Teichmann erlebt der mit koplett verbrannten haaren Bart und Wimpern übelst riechend von mir in die Universitätsklinik gefahren wurde mit dem auf dem Institutsparklatz stehenden orangenen Zwölfvoltkäfer, ich hatte nach dem Diplom zum Sicherheitsbeauftragten aufgerüstet und meinen Sechsvoltkäfer gegen einen Dreizehnhunderter Zwölfvoltkäfer getauscht, der zog ganz anders ab. Quer durch die Seitengäßchen Berg runter berg rauf zur Klinik. War halb so schlimm. Aber das kann auch böser ausgehen, vor allem wenn das durch den Kühler plötzlich herausspritzende heiße Zeugs ätzend ist.
Mischen Sie keine Perchlorate mit rotem trockenen Phosphor. Nass kann man eine linsengroße menge davon anrühren und vorsichtig trocknen lassen. Schon das macht beim Fallenlassen, Drüberlaufen, möglicherweise schon beim berühren mit einem festeren gegenstand wie Fingernagel eine ziemlich heftige kleine Explosion mit sehr heißer Flamme die ganz böse Verbrennungen auf der Haut hinterlassen kann und sich durch Kleidung hindurchbrennt. Unter einer normalen festen Schuhsole geschieht nichts da die Kraft hautsächlich seitlich entweicht, aber die person kann sich vielleicht zu Tode erschrecken. Einem völlig Gesunden mit festem Schuhwerk wird in der übergroßen Mehrzahl aller Fälle dadurch gar nichts geschehen und es ist ein wahrlich übler Scherz der eine Menge vor einem Kino zum panischen Auseinanderstieben bringen kann insbesondere wenn zwei derartige Linsen auf dem sommerlichen Marmorausgang der kinoabendvorstellung liegen und die herausströmende Menge junger schwatzender Leute es knallt einmal, zwei Mädchen stopßen einen spitzen Schrei aus, es entsteht eine kleine lokale Unruhe in der Gruppe aber noch nichts Panikartigen, eine schreit oh mei god, da knallt es noch einmal, nun rennen sie alle los in die verschiedenen richtungen radial weg nur weg und es ist ein kurzes gekreische, dann bleiben sie stehen und schauen auf den Ort des Geschehens, es ist nichts zu sehen, rein gar nichts, ein kleiner rest Rauchwolke, Zuschauer im ersten Stockwerk durch die verglasten Wände des Mek donald, die ersten Mutigen (Männer) wagen sich näher ran, sie schauen, es ist rein gar nichts zu sehen, nicht mal eine Schmauchspur, doch wenn man ganz genau die Stelle wo die Linse lag kennt, dann sieht man eine winzige dunkle und weiße Schmauchspur, aber wirklich allerwinzigst. Keiner weiß was los ist, um die Uhrzeit ist wenig Publikum unterwegs, das junge Paarchen oben im Mcdings hat sich totgelacht. Ja, so, war ich, um sie zu beeindrucken, alleine hätte ich derartiges niemals durchgezogen. Aber so wagemutiog mutete ich anderen etwas zu. Auch der vortragende Thermodynamiker im dritten Semester im großen Hörsaal der Chemie bekam eine Linse unter die Sohle.
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