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mcnep schrieb am 24.7. 2008 um 22:55:07 Uhr über

Chatterton

WILLIAM. Weshalb hast du die abscheuliche Matilda in die Kammer genommen?
THOMAS. Sie ist ein Mädchen. Zuweilen denke ich an Mädchen. Sie hat leider keinen so hübschen Kopf wie du.
WILLIAM. Sie ist zum Fürchten: tot und lebend zugleich.
THOMAS. Es ist das Wesen der Dinge: Metasomatose. Die Körpervertauschung des Geistes.
WILLIAM. Das verstehe ich nicht.
THOMAS. Die zweite oder dritte Wirklichkeit. Könntest du etwa kein Mädchen sein in deinen Gedanken? Wenn du dir Kleider überwürfest, die mit dieser Einbildung im Einklang sind?
WILLIAM. Ich habe solche Einbildung nicht. Ich brauche sie nicht.
THOMAS. (vom Tisch her, an den er sich gesetzt hat.) Du bist nicht in dir verborgen: du bist der Gleiche innen und außen. Das macht dich unwiderstehlich. Ich habe seit jeher nur eine häßliche Freundschaft gehabt, und das ist die mit mir selbst. Doch sine me nihil. Ohne mich kein Bristol und somit auch kein William und Peter. Nun schlafe! Ich möchte nicht mehr gestört sein. (William schlägt die Kerze neben dem Bett aus.)


Hans Henny Jahnn:
Thomas Chatterton. Eine Tragödie
Frankfurt 1955, S. 57


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