Mitte der 70er Jahre müssen die Preise für elektronische Komponenten erstmals derart in den Keller gegangen sein, dass eine ganze Reihe Hersteller von Elektronikorgeln der Versuchung nicht widerstehen konnten, Leuten Instrumente anzudrehen, die eigentlich mangels Musikalität besser die Finger davon gelassen hätten... das Ergebnis waren dann quäkende, fiepende, wimmernde Tischhüpchen mit gerade mal drei, allenfalls vielleicht dreieinhalb oder vier Oktaven Tastatur, vier oder fünf bonbonfarbenen Registerschaltern und, sehr wichtig, Akkordknöpfen für die linke Hand. Das ganze bot musikalisch kaum mehr Möglichkeiten als ein Anfänger-Akkordeon von »Weltmeister« (VEB Instrumentenbau Klingenthal), sah aber erheblich cooler aus, nicht mehr so nach Schifferklavier und Schützenfest.
Angefangen hat mit diesem jämmerlichen Machwerken jene berüchtigte italienische Firma, deren Produkte aus gutem Grund nie in seriösen Musikgeschäften, sondern in der Spielwarenabteilung (sic!) von Kaufhäusern zu finden waren... bald schon zogen etliche Konkurrenten nach, selbst an sich untadelige Hersteller wie Yamaha, Wersi und sogar Hammond konnten es sich damals anscheinend nicht leisten, auf solche überdimensionierten Türstopper (zu was anderem waren die Dinger wirklich kaum zu gebrauchen!) in ihren Modellpaletten zu verzichten...
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