Ich werde im September Großonkel und der kommende Junge, das geben die Ultraschallbilder wohl schon her, bekommt als erstes von mir ein total tightes Abrichtungsmittel aus dem Lande Zion geschenkt: Baby Face, 'The bedside angel pacifier holder'. Was nun ist und zu welchem Zwecke erwirbt man einen Bettkantenengel–Schnullerhalter? Das ganze noch verblisterte Objekt sieht zunächst einmal, bedingt durch die von mir gewählte Farbe, an eine halbe Orange, in der unter zwei stilisierten Augen eine etwa anusgroße Öffnung angebracht ist, die zur Arretierung des Schnullers dient. Darunter der ungleich kleinere Korpus, der mit seinen weißen Flügelchen, den gleichfarbigen Beinchen unter einem orangenen Kleidchen und den in Gebetshaltung vorgestreckten leuchtend weißen Händchen sofort an einen Engel denken lässt, allerdings eher einen der Sorte, wie man ihn nach Genuß zu vieler Halluzinogene zu sehen pflegt. Die weiße Farbe rührt nebenbei von einer vermutlich hochtoxischen Leuchtsubstanz her, die dieses Objekt im Dunkeln schwach glimmen lässt. Und der tiefere Sinn erhellt sich aus dem unteren Teil der Umverpackung, auf der ein sehr nach dem Kindchenschema gewirktes Baby fragenden Blicks in die Nacht schaut und die begütigende Schrift daneben verkündet: »Lost your dummy? Don't call Mummy, come to me!« Denn dort ist Pawlow sei Dank, der Schnuller zu finden, ein zweiter kann noch in die Dürerhände geklemmt werden. Erziehung zu Ordnung, Mündigkeit und Rücksichtnahme auf die Eltern also, und dies alles unter den Augen eines Bettkantenengels. Ein Geschenk für kommende Nestflüchter, nebenbei in eine nette Tasche verpackt, auf der ein halbnackter popeyehaft gezeichneter Kibbuznik der 60er seine Muskeln für den berühmten Bazooka–Gum spielen lässt. Aus kleinen Helden werden später große Männer. Bis 16 muss der Junge fit sein, älter als 60 werde ich bestimmt nicht.
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