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Benjamin Beispiel schrieb am 5.9. 2019 um 22:50:49 Uhr über

Baizuo

Man stelle sich einen viereckigen Raum von 23/4 Stunden im Umkreise (etwa so groß als Berlin) vor, der mitten in dem, den Treppen und den Beamten zur Wohnung angewiesenen Tartarenviertel Pekings liegt, welches selbst stundenweit von den Gebäuden der Hauptstadt eingeschlossen ist. Jenen Platz umgiebt eine 40 Fuß hohe Mauer, durch welche zwei geräumige Thore, welche zahlreiche Posten der Garden hüten, in die Vorhöfe führen. Nur speciell ermächtigte Personen und solche, welche unmittelbar zur kaiserlichen Hofhaltung gehören, oder Glieder der kaiserlichen Familie sind, dürfen es wagen, in diese Pforten einzugehen. In den Vorhöfen stehen die Paläste der Verwandten des Kaisers, der Minister und anderer, mit dem Monarchen in direktem Verkehr stehenden vornehmen Mandarinen und Hofbeamten; sie liegen zerstreut und sind mit Gartenanlagen anmuthig umgeben. In der Mitte aber erhebt sich ein zweites Mauer-Viereck mit Thoren, eine Stunde im Umkreise. Das ist dieverbotene oder heilige Mauer,“ und sie birgt den eigentlichen Aufenthalt des Monarchen; die vielen Privatpaläste des Kaisers und der Kaiserin. An ihnen hat die chinesische Architectur und Bildnerei ihre höchste Pracht und ihr größtes Geschick verschwendet. Sie haben dabei ein heiteres Ansehen; nicht den zurückstoßenden Ernst der meisten Königschlösser in den europäischen Ländern. Hinter den Palästen strecken sich die kaiserlichen Lustgärten wohl eine Meile weit aus. Anlagen, die Alles übertreffen, was die englische Landschaftsgärtnerei Schönes hervorgebracht hat. Die reizendste Abwechselung von Berg und Thal, Schlucht und Felsen, Seen, fließenden und stürzenden Wässern, Stegen und Brücken, Wäldern, Obstpflanzungen und Wiesengründen bereiten dem Auge bei jedem Schritte ein anderes schöneres Landschaftsbild. Geschmackvolle Sommerschlößchen, an deren schimmernden, weit überspringenden Dächern sorgfältig gestimmte Glöckchen, vom Winde bewegt, liebliche Weisen in endloser Mannichfaltigkeit spielen, Tempel, Thürmchen von Porzellan, kleine Meiereien, Lauben und Schattengänge aller Formen, rauschende Springbrunnen und plätschernde Kaskaden, weidende Heerden und gezähmtes Wild bilden in diesem feenhaften Aufenthalte die passende Staffage. Aber zugänglich ist der Monarch Keinem der vielen Millionen, die seinem Scepter gehorchen. Nur die Weiber und eine kleine Zahl vertrauter Genossen der Lust sind sein Umgang; er erfährt von dem, was in seinem Reiche vorgeht, nur so viel, als die Minister für unumgänglich nöthig erachten, und dies Wenige ist nie die Wahrheit. Es scheint in der That auch überflüßig; denn wo, wie in China, die Regierungskunst nichts weiter ist, als eine Maschine, welcher die Nothwendigkeit die unveränderliche Bewegung verleiht, kann jede eigenwillige Kraftäußerung des Monarchen nur störend auf ihr Getriebe wirken. Daher spart man auch des Kaisers eignes Regierungswirken nur für außerordentliche Gelegenheiten und Fälle auf.


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