Es gibt im Web ein deutschsprachiges Forum für dichtende Polizisten, polizei-poeten.de. Offenbar primär zur schreiberischen Bewältigung des sicherlich oftmals fordernden Dienstalltags genutzt, sind dort zahlreiche Petitessen aus dem Bereich der moralisierenden Volksdichtung zu finden, von denen ich hier im Blaster in loser Folge einige ausgewählte Stücke präsentieren möchte. Als erstes ein Beitrag von Bernd Röttger, Jahrgang 1958, »seit 1977 bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen. In 14 Jahren Einsatzhundertschaft an allen großen Demos teilgenommen«.
Bahnleiche - Unvergessen
Mutig warst du mit deinen 16 Jahren,
aber im Leben noch völlig unerfahren.
Du fuhrst mit deinem Mofa zu den Gleisen,
aber nicht, um in die schöne Welt zu reisen.
Sorgfältig bocktest du dein Mofa auf,
und begannst deinen Schienenlauf.
Nicht sehr weit bist du gekommen,
dann hat dir ein Zug das Leben genommen.
Eine Selbstgedrehte in der abgerissenen rechten Hand,
war das erste was ich von dir fand.
Das von dir gewählte Schicksal hatte dich ereilt
und dich auf 250 Meter verteilt.
Deinen Abschiedsbrief habe ich erst verstanden,
als wir deinen Eltern gegenüberstanden.
Ihre nackte Wut – kein Wie, Weshalb, Warum,
das folgende Gespräch war einfach dumm.
Menschlich enttäuscht verließen wir dein Elternhaus,
oder wie du es nanntest - Irrenhaus.
Eine schöne Kindheit hattest du nicht,
dennoch, vergessen, kann ich dich nicht.
so wollte ich auch nicht leben.
Schade um dein junges Leben,
Wir haben uns nicht gekannt,
bis ich deine Leiche fand.
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