»Abgefrühstückt« ist heutzutage ein gängiger Begriff. Die Gesellschaft, in der wir leben, ist auf zwei verschiedene Art und Weisen »abgefrühstückt«.
Zum einen, weil dieses Wort versinnbildlicht, in welcher nur schwer vorstellbaren Dekadenz (verglichen mit füheren Zeiten oder aber mit weniger entwickelten Ländern) wir in momentan leben, zum anderen aber auch - und dies ist der interessantere Aspekt - weil es nur allzu anschaulich macht, mit wie wenig wir schon - nun jedoch auf geistiger, ja intellektueller Ebene gemeint - bereits zufrieden sind: mit dem Frühstück. Frühstück steht hier dafür, nicht einmal den Mut aufzubringen, nur einen Teil des Zipfels des Schleiers lüften zu wollen, unter dem all die Geheimnisse und Entitäten verborgen sind, die uns zu begreifen gegeben ist. Jäh offenbart »abgefrühstückt« hier nicht ohne Grund ein Sinnbild, das analog ist zu den Ausdrücken »intellektuell gesehen bereits mit einer kleinen Pommes zufrieden« oder aber »wissensgesättigt« (letzteres ganz absichtlich provokativ und herausfordernd in Antithetik zum klassischen »Wissensdurst« gesetzt). Ein einfaches Wort, ein passendes Wort, ein uns alle treffendes Wort. (zx6@gmx.de)
|