wuchs-allein-bei-seiner-Großmutter-auf
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Der Teufel wuchs-allein-bei-seiner-Großmutter-auf. Seine armen Eltern waren beim Ausprobieren einer besonders kreativen SM-Variante von der Tenne in die Egge gefallen und nur noch als Feuerspeierdrachenfutter zu gebrauchen gewesen.
Die betagte Dame war jedoch mit der Erziehung des hochbegabten Unruhestifters nach dessen Eintritt in die Pubertät völlig überfordert, zumal sie nicht ständig den Nachschub an dreizehnjährigen Schulmädchen gewährleisten konnte, den ihr Enkel werktäglich zu konsumieren pflegte. So musste sie ihn eines trüben Donnerstagmorgens in die Obhut des Jugendamtes Altötting geben, das ihm einen Platz in einer betreuten Wohngruppe für jugendliche Schwerkriminellenaspiranten zuwies. Hier machte er Bekanntschaft mit der Mafia, 'Ndrangheta, Camorra, Yakuza, den Triaden, später auch der RAF, dem Ku Klux Klan, der NSDAP-AO, al Qaida, al Qapone und al Qaseltzer - schlicht allen, die mit Bosheit Geld verdienten, um es für neue Bosheit wieder auszugeben.
Langweilig. GRÄSSLICH langweilig. Immer dieselben blöden Überfälle, Bomben, schwachsinnigen Bekennerschreiben, Familiengezänk, idiotischen Hierarchien, Disziplin bis zur Selbstaufgabe und darüber hinaus, Blutrache, »Ehrenmänner« und »Ehrenmorde«. Der Teufel sehnte sich nach seiner Großmutter und den dreizehnjährigen Mädchen, die bestimmt nach seinem Abgang in seiner Heimatstadt in großer Zahl frisch nachgewachsen waren. Manchmal weinte er heimlich unter der Bettdecke, schlich sich in die Wohnküche und klaute jemandem ein Bier oder einen Piccolo.
Schließlich reifte sein Entschluss: Wenn schon Hierarchie, dann doch bitte die richtige - und wenn schon Bosheit, dann doch bitte nach seinem eigenen Gusto. Schnell schrieb er sich für Theologie ein, absolvierte Latinum, Graecum und Hebraicum in einem halben Semester, schrieb seine Examensarbeit über »Die Theodizee angesichts des Fortbestandes der Hölle auf Erden«, in der er überzeugend darlegte, warum der gute allmächtige Gott gezwungen war, seinen Sohn am Kreuz schlachten zu lassen, -zig Millionen Menschen jedes Jahr im absoluten Horror krepieren zu lassen und dies in Zukunft auch durch keine Anstrengung der Menschheit sich jemals bessern würde und ein menschliches Wesen ausschließlich darauf hoffen könne, solchem Schicksal durch eine persönliche Beziehung zu Gott und einem bisschen Bestechung zu entkommen. Dafür gab es eine 1+ und ein paar Jahre gutbezahlten Dienst im Stift Altötting bei den Klosterschülern. Alles Jungs, keine dreizehnjährigen Mädchen. LANGWEILIG!!!
Nachdem er diese Zumutungen ein Jahr ertragen hatte, beschloss er, sich selbständig zu machen. Er nahm einen Pfingstglauben an, trainierte sein Sprechorgan und lernte, in Zungen zu sprechen... und heute ist er ein sehr erfolgreicher Erweckungsprediger, hat jede Menge Fernsehauftritte, so viele dreizehnjährige Groupies wie er verdauen kann (und alle glauben, der Kontakt mit ihm würde sie von ihren Sünden erlösen). Da er sich nicht ausgelastet fühlt, muss er noch etwas Politik in der Tea Party-Bewegung machen und die amerikanischen Familienwerte beschwören. Irgendwann wird er für den POTUS kandidieren, aber vorher muss er mindestens noch als Held in einem Hollywood Movie vorkommen...
Wenn seine Oma ihn auf ERF in Direktübertragung aus Tombstone/Arizona reden und predigen sieht, schneuzt sie sich gerührt in ihr geblümtes Taschentuch.