warzennase
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Ich hatte eine Warze auf dem Schwanz, und die mußte weg. Ich hatte das Ding schon seit ein paar Monaten, aber seit
kurzem hatte ich wieder Sex mit jemand anderem als mir selbst, und somit wurde es langsam zum Problem.
Ich kannte keinerlei Ärzte in Berlin, also fragte ich die Vermieterin meines Zimmers im vierten Stock eines Wilmersdorfer
Mietshauses. Sie war pensionierte Angestellte des Klett Verlages, die 35 Jahre ihres Lebens damit verbracht hatte, Textbücher
korrekturzulesen. Sie sah in jedem Leben ein schlecht geschriebenes Buch, dessen Fehler sie ausfindig machen und korrigieren
mußte.
»Was ist denn das genaue Problem?« fragte sie.
»Dermatologisch.«
»Was heißen soll...?«
»Na ja, es ist ein bißchen peinlich.«
»Ich kann Ihnen wohl kaum helfen, wenn Sie mir nicht sagen, wo genau das Problem liegt.«
»Also gut, es betrifft die Leistengegend.«
»Welchen Bereich der Leistengegend?«
»Ähm - den Penis.«
»Und was stimmt nicht mit Ihrem Penis?«
»Oh, eigentlich ist alles in Ordnung, glaube ich. Es ist nur - da ist was dran...«
»Etwas dran?!« wiederholte sie voller Horror, als hätte nichts, was auch immer es sei, irgendein Recht, dort zu sein, bei Gott.
Sie gab mir die Adresse einer Ärztin mit Namen Dr. Requate in Spandau. Dank der Absage eines anderen Patienten konnte
ich einen Termin für den nächsten Tag ergattern. Im Wartezimmer saßen hauptsächlich Frauen. Die Sprechstundenhilfe wollte
ebenfalls wissen, was denn das genaue Problem sei. Ich senkte meine Stimme:
»Ich habe eine Warze auf dem Penis.«
»Nur eine?«
»Ja.«
»Wie lange haben Sie das schon?«
»Ein paar Monate.«
»Hatten Sie vorher schon Peniswarzen?«
»Nein.«
»Hatte Ihr Vater Peniswarzen?«
»Er hat zumindest nicht damit geprahlt.«
»Hatte Ihre Mutter Vaginalwarzen?«
»Hat sie nie erwähnt.«
»Und Vaginalausfluß?«
»Weiß ich nicht.«
»Wie oft hatten Ihre Eltern Verkehr?«
»Das wird sich im Laufe der Jahre verändert haben.«
»Grob geschätzt?«
»Einmal die Woche.«
»Hatte Ihre Mutter Orgasmen?«
»Ist das dasselbe wie Vaginalausfluß?«
»Bitte, Herr Robertson, beantworten Sie die Frage. Hatte sie oder hatte sie keine Orgasmen?«
»Ich weiß es nicht, ehrlich.«
»Hatte Ihr Vater Schwierigkeiten, eine Erektion zu halten?«
»Ich glaube nicht, nein.«
»Und Sie?«
»Nein, ich halte meine ganz gut. Meine Erektionen laufen wie geschmiert.«
»Und wie oft onanieren Sie?«
»Hätten Sie lieber die täglichen oder die stündlichen Zahlen?«
»Herr Robertson!«
»Dreimal die Woche.«
»Führen Sie Objekte in Ihren rektalen Bereich ein?«
»Nichts Lebendiges.«
»Und Ihre Eltern?«
»HIMMEL, NEIN!!!«
»Gut, Herr Robertson. Masturbieren bzw. onanieren Ihre Eltern?«
»Keine Ahnung.«
»Haben sie Oralverkehr?«
»Keine Ahnung.«
»Das bringt uns nicht weiter, Herr Robertson. Vielleicht sollten Sie besser mit ihnen reden«, sagte die Sprechstundenhilfe und
stellte das Telefon vor mir auf den Schalter.
»Ferngespräch?« fragte ich. »Okay, wie Sie wollen.«
Ich wählte die Nummer meiner Eltern in Toledo, Ohio.
"Hallo Mama, ich bin's, Richy. Wie geht's dir?... Oh, gut... Ja, es ist kurz vor vier hier... mhm, sieben Stunden Unterschied...
ja, sieben Stunden später... Nein, vier Uhr nachmittags... Hör mal, Mama, ich bin hier beim Arzt... nein, nein, nichts
Schlimmes... Ich hab nur... na ja, ich hab 'ne Warze am Unterleib, und die brauchen hier ein paar Informationen... du und Papa,
habt ihr manchmal Fellatio?... Fellatio, Mama... Nein, da kommt kein Parmesan drüber... Fellatio - lutschst du an seinem
Kerl?... Ja?"
Ich wandte mich der Sprechstundenhilfe zu und verdeckte die Sprechmuschel mit meiner Hand: »Sie sagt, ja.«
"Hör mal, Mama, kannst du mir sagen, wie oft?... Wenigstens eine grobe Schätzung?... Nein, Mama, das hier ist
Deutschland; ein bißchen genauer brauchen die's schon... Einmal die Woche? Wirklich?... Nein, natürlich respektiere ich dich
noch, Mama... aber... du schluckst das doch nicht, oder?... Schon gut, geht mich ja auch nichts an... Und Papa scheint's zu
mögen?... Ja, okay. Gib ihn mir mal... Ja, Mama, ich dich auch..."
"Hallo, Papa, wie geht's, alter Herr?... Ja, bin beim Arzt, hab 'ne Warze am Schwanz, Mama kann's dir genauer erklären...
Was ich wissen wollte: Ist Mama gut beim Blasen?... Ja, ja klar... Und machst du's ihr auch?... Nee! Wirklich?... Nee, wußt'
ich nicht, daß die dich so nennen, hahaha... Da kannste mal sehn... man lernt nie aus!"
Mein wandernder Blick traf auf die Sprechstundenhilfe. Sie wirkte nicht besonders erfreut.
»Irgendwelche Fälle von Inzest?« fragte sie.
»Papa, die fragen wegen Inzest... Paß mal auf, machst du mit Terry 'rum?... Aha... Weiß nicht, ob das zählt. Wart' mal!«
Ich sah die Sprechstundenhilfe wieder an.
»Er hat sie mal in der Badewanne befingert.«
Sie notierte es.
"Gut, Papa. Klar, hol sie mir 'ran... Ja, werd' ich, Pa... Okay, du auch... Hey Terry, wie geht's dir?... Super!... Ja, lange
Geschichte - bin beim Arzt - hab 'ne Warze am Schwanz - sie werden's dir erzählen. Hör mal, hat Papa dich je sexuell
mißbraucht?... Ja, das hab ich schon mitgekriegt... du, Papa und Mama? Seit wann?... Na ja, irgendwie fühl' ich mich schon
außen vor... Nee, um Gottes willen, schmeiß den weg, ist ja eklig!... Okay, ich hab dich auch lieb."
»So, setzen Sie sich bitte und füllen Sie diesen medizinischen Fragebogen aus«, befahl die Sprechstundenhilfe. "Frau Doktor
wird gleich für Sie Zeit haben."
Der Fragebogen bestand aus circa zwanzig Seiten. Während ich ihn ausfüllte, fiel mir ein, daß ich meine Familie zu
Weihnachten sehen würde. Ich hatte ein paar Fragen an Oma und Opa. Soviel stand fest.