ur-falschen-Zeit-am-falschen-Ort
Bewertung: 4 Punkt(e)Es ergibt sich, dass sich die Dinge, die aus jedweden Gründen für relevant erachtet werden, entgegen der landläufigen Meinung häufig schlichtweg von allein fügen. Beispielsweise ist meine Person schon recht früh zu der unumstößlichen Einsicht gelangt, dass ein aktives Zutun die Maßgeblichkeiten meiner physischen und sozialen Umwelten, die sich hier und da ergeben und durchaus auch schonmal verschieben können, kaum beeinflussen kann. Später, nachdem ich mir das Lesen beigebracht hatte, Kinderkrippen, Kindergärten sowie diverse Schulen und Horts von Innen gesehen hatte, lehrte man mir, dass eine solche Einstellung in der Psychologie als Kontrollüberzeugung bezeichnet wird, derer es gerüchtehalber wohl eine interne und eine externe gibt, wobei letztere von meiner Person gefahren wird, während eine interne Kontrollüberzeugung halt das auf der Hand liegende besagt und eben angibt, dass jemand ein »Macher« ist, erwachsen aus der durch neuere quantenmechanische Erkenntnisse eigentlich leicht zu widerlegenden und daher irrigen Annahme, durch aktives Handeln den Fluss der Dinge in seinem Lauf beeinflussen zu können. Aus Sicht des Brahmaismus wie des Katholizismus selbstredend ein wahres Unding, der Häresie gleichrangig zu sehen. Dass dem keineswegs so sein kann, lässt sich beispielsweise deutlich aus den Umständen ergreifen, die sich unweigerlich ergeben, wenn man stinkend straff die Olle hinter der Theke zukaut, um ihr mitzuteilen, dass sie die schönste Frau der Welt sei und man sie unbedingt anrufen muss, so wie es bereits von meiner Person im Rahmen des wochenendlichen Abschusses wiederholt geschehen ist. Andere Quellen wie zum Beispiel ein in solchen Dingen bewanderter Bekannter, aber auch der meine Person betreffende Umgang mit den Toten, der da einst gepflegt worden ist, haben dieser, das heisst, in diesem Falle also meiner Person, ja schon sehr bald versichert, dass dieselbe sprich meine Person zur völlig falschen Zeit am völlig falschen Ort geboren worden ist, was der werten Frau Mamá selbstverständlich nicht anzulasten sein kann, sondern bestenfalls den - wer auch sonst? - allgegenwärtigen Nornen, von denen ich übrigens einer mittlerweile hinterrücks eine mehrfach überanandergelegte Länge Zahnseide um die tränendürstende Kehle geschlungen habe. Im Affekt, versteht sich: »wei wu wei«. Eine unschöne Variante übrigens, die dennoch nützlich ist, sollte man sich in Situationen wiederfinden, in denen das lautlose Töten gefragt ist. Zahnseide bietet gleichsam der Angelsehne und dem klassischen Messingdraht eine relativ stabile Zugfestigkeit, vorrausgesetzt, man spannt sie mehrmals übereinander. Zudem ist sie biologisch abbaubar, was durchaus nützlich ist, falls man nicht für die nächsten zwölf Jahre mit ihm die Zelle teilen will. Der Punkt ist also der, dass meine Person aller Wahrscheinlichkeit nach (und die Sterne bestätigen dies) sehr dringend hätte im 18. Jahrhundert in eine kunstinteressierte englische Landadelsfamilie hineingeboren werden müssen, um sich dortens dem vertieften Studium der Kunst- und Literaturgeschichte zu widmen, während die Tochter des hiesigen Blacksmiths, Miss Brautigan, das ein oder andere köstliche Mal heimlich mit mir ins walisische Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysilio ausreitet. Hier und jetzt hat meine Person jedenfalls nichts verloren, es ist einfach alles viel zu hektisch. Kein Wunder, dass Leute, die dankbarerweise in Ruhe gelassen werden, bemerkenswert älter werden als zwanghaft um sich beißende Leute, welche erstens einen nur mäßig ästhetischen Eindruck hinterlassen und sich zudem gern an Punkten verausgaben, die dieses gar nicht erfordern. Reden ist wertvoll. Aber Schweigen manchmal Gold wert ...