Servil

Die männlichen Zöglinge heutzutage sollten gegenüber ihren Erzieherinnen wieder ein gewisses Maß an Unterordnungswillen und Servilität an den Tag legen müssen, um zu artigen Kavalieren zu geraten. In meiner Jugend war es zum Beispiel noch gang und gäbe, dass die Jungen im Internat ihren Erzieherinnen die Schuhe putzen mussten, und auch beim An- und Ausziehen derselben behilflich zu sein hatten. Diese Art der Ehrerbietung mussten die Jungen auch den älteren Mädchen erweisen, die gute schulische Leistungen brachten. Darüber hinaus wurden die älteren Jungen in die Techniken einer gepflegten Fußmassage eingewiesen und auch umfänglich in Pediküre geschult. Nach dem Unterricht mussten sie sich bei der jeweiligen Dame mit einem respektvollen Fußkuss bedanken. Eine Erziehung in diesem Sinne wäre dem Anstandsverhalten vieler Jugendlicher sicherlich förderlich.

Dieser servile Speichellecker! Vornerum schmeichelt er ihr, lobt ihre Schlangenlederimitatstöckelschuhe über den grünen Klee, bietet ihr Schokomuffins an und pflichtet ihr bei, wenn sie sich über die neue 30er Zone in einem Vorort von Flensburg aufregt, und hinter ihrem Rücken ist er Vorsitzender der Tierhaut-und-Tierhautimitat-Gegner Nordfrankens. Solche doppelzüngigen Opportunisten machten sie maßlos aggressiv. Sie war wirklich aufgebracht!

Servilität ist neben Leistungsbereitssschaft und »Mobilität« eine der vom Menschen in kapitalistischen Gesellschaften geforderten Tugenden.