mitleid
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In der Praxis meiner Hausärztin gibt es einen Aufkleber. Darauf steht zu lesen:
»Es ist erstaunlich, wieviel Mitleid ein kranker Mensch ertragen kann!«
Ich mag meine Hausärztin.
Anzahl Assoziationen zu diesem Stichwort (einige Beispiele folgen unten) | 83, davon 83 (100,00%) mit einer Bewertung über dem eingestellten Schwellwert (-3) und 24 positiv bewertete (28,92%) |
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Der erste Text | am 5.3. 2001 um 14:17:18 Uhr schrieb infodesk@usa.com über mitleid |
Der neuste Text | am 12.7. 2023 um 19:16:07 Uhr schrieb Warme, weiche Frau über mitleid |
Einige noch nie bewertete Texte (insgesamt: 48) |
am 7.5. 2017 um 17:38:08 Uhr schrieb
am 16.5. 2010 um 16:07:55 Uhr schrieb
am 14.2. 2011 um 18:34:18 Uhr schrieb |
In der Praxis meiner Hausärztin gibt es einen Aufkleber. Darauf steht zu lesen:
»Es ist erstaunlich, wieviel Mitleid ein kranker Mensch ertragen kann!«
Ich mag meine Hausärztin.
ich bin entsetzt, dass ich der erste bin, der dieses wort aufgreift... aber das ist nur ein beleg fuer das, was ich dazu assoziiere:
ich habe gerade einen bericht im fernsehen gesehen, wo eine person ohne eigenes verschulden in grosses leid gestuerzt wurde....
da fiel mir wieder einmal auf, dass ich wohl endgueltig kein mitleid mehr mit irgendwelchen mir unbekannten menschen verspuere...das war einmal anders...
es gab mal eine zeit (da war ich ein kind), wo ich mit jedem gefuehlt habe und dachte, jeder fuehlt mit mir...ich habe anteil am schicksal anderer genommen, weil ich dachte, dass mich etwas mit ihnen verbindet...so richtig wusste ich nicht, was das sein sollte... vielleicht die gleiche heimat, das mensch-sein,...wer weiss? lange her.
heute weiss ich, dass sich nur wenige menschen wirklich um mich kuemmern. im umkehrschluss ist es verlorene energie, sich um andere als die menschen zu kuemmern, die sich auch um einen selbst kuemmern ... ein moegliches mitleid beschraenkt sich nur auf die, die es mir gegenueber aufbringen koennten...
ich habe mal nachgedacht und mir vorgestellt, dass so etwas wie das juengste gericht kaeme und mich fragte, »wer leben soll«...alle anderen muessten sterben....
ich musste mir eingestehen, dass ich perfekt damit zurechtkaeme, dass absolut (!) jedermann und jede frau (bis auf die menschen, die mir freundlich gesonnen sind; die die »meinen« sind...) nicht mehr da waere ... von wirtschaftlicher abhaengigkeit abgesehen haette ich kaum ein problem damit, dass alle menschen sterben wuerden ... hat mich selber erschreckt. ich weiss, dass das nicht gut ist... ich waere auch bereit, dieses laengst vergessene »weltgefühl« wieder zu reaktivieren .. aber ich sehe keinen grund dafür .. noch nicht...
ich glaube, dass ich nicht der einzige bin, der so denkt/fuehlt...
Mitleid ist sehr selten heutzutage. Man leidet nicht gern mit anderen. Jeder leidet sein eigenes Leid, und jeder findet sein eigenes Leid schon unerträglich - warum sollte man also auch noch mit anderen leiden? Nein, Mitleid brauchen wir nicht mehr heutzutage. Schadenfreude, ja, aber nicht Mitleid. Wenn ein anderer Leidet, weiden wir uns daran. Im Blöd-TV und in der Boulevardpresse, da wird Leid anderer verkauft. Nicht etwa, um Mitleid zu erwecken, sondern um Mitleid in Schadenfreude zu verwandeln. Oder um zu unterhalten. Ist es nicht schön, dann zu erkennen, daß es einem ja viel besser geht? Das tröstet doch irgendwie, oder? Die Geschichte von der krebskranken Mutter von zwei Kindern, die von ihrem Arbeitgeber rausgeschmissen wird, ihre Wohnung verliert und nicht mehr weiß, womit sie die Lebensmittel bezahlen soll, die sie braucht, diese Geschichte hören wir doch gern! Sie läßt uns aufatmen, zeigt uns, daß es ja noch Leute gibt, denen es noch schlechter geht als uns. Weils uns ja so schlecht geht. Die Aktienkurse sind ja gefallen, man muß Überstunden machen usw.
Und dann hören wir diese bewegende Geschichte und sagen voller Erleichterung: Ach wie schrecklich! Man möchte fast Mitleid haben!
Ist es nicht der Gipfel der Überheblichkeit?
Schön ist Mitleid des Menschen mit dem Tier, und, wer daran glaubt, das Mitleid Gottes mit dem Menschen.
Plötzlich mag ich das abgegriffene und mißbrauchte Wort Solidarität.
Man liest es manchmal, und ich muß es glauben, daß der Gefolterte imstande war, mit dem Folterer Mitleid zu haben. Daß dies eine letzte Möglichkeit war, sich zu behaupten.
Nicht glauben kann ich, daß jemals ein Folterer dies bemerkt hat und daraufhin ein Einsehen gehabt hat.
Eher muß man hoffen, daß er von einem Mitleid nichts bemerkt hat.
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