Kontrolle

ich dachte zunächst, sie wollten mein Fahrrad kontrollieren. Es sieht ja tatsächlich nicht sehr vertrauenswürdig aus, das Licht funktioniert bestimmt nicht. Doch es ging gar nicht um mein Gefährt, sondern um mich. Eine Personenkontrolle sollte es sein, vielleicht weil ich in ihren Augen nicht sehr vertrauenswürdig aussehe? Leider wurde mir auch auf mehrfaches Nachfragen (wieso, weshalb, warum, weshalb denn?) nicht mehr als wiederholt verraten, dass es sich um eine Personenkontrolle handeln würde, die ich zu akzeptieren hätte. Um wenigstens ein bisschen cool auszusehen, wolle ich meine Hand in eine rückseitige Hosentasche stecken. Doch das ging nicht, denn einer der Beamte befürchtete, dass ich dort vielleicht eine Waffe versteckt haben könnte. An dieser Stelle entschied ich mich, patzig zu werden und etwas Unfreundlichkeit an den Tag zu legen. Nach einer Weile war ich ziemlich gut in Fahrt. Ich habe alles gegeben. Leider lag dann nichts gegen mich vor und sie mussten mich ziehen lassen. Dabei hätten sie doch nur mein Fahrradlicht kontrollieren müssen.

kontrolle ist gut, vertrauen ist besser. nee das ging andersrum, oder? kontrolliert wird man zusehends überall und wenn das mal nicht der fall ist, dann kontrolliert man sich selber. scheiss kontrolle! daher ist es so wichtig, sich kollektiv freiräume zu erobern, in denen man zumindestens vorübergehend unkontrolliert ist.

manchmal nervt sie und macht steril. kennst du den abrupten wechsel von spotlight und »keiner hört mich - ich bin verloren«? diese ewige achterbahn? anfangs dachte ich, das ist liebeskummer, scheint aber doch mehr dahinter zu stecken. ne neue seite an mir, die ich so noch nicht kannte. strukturiert den tag. grins.

gestern war ich doch tatsächlich nach ewigen zeiten wieder einmal in einer verkehrskontrolle! Führerschein, Kfz-Brief - wie durch ein Wunder hatte ich alles dabei. Gibt es das wirklich, dass die freundlichen Herren von der Polizei bei mir nichts, aber auch garnichts gefunden haben? Naja, vielleicht war es doch keine so schlechte Idee, das Zeug unter dem Reserverad zu verstecken. Und vielleicht hatte auch mein Partner recht, dass ich mein Aussehen mal etwas mehr an die Bilder in meinen Papieren angleichen sollte - was weiß ich, welcher Typ da abgebildet ist. Aber alles in allem war es doch sehr erfolgreich. Ich liebe Kontrollen (wie diese).

routinekontrolle in der station. ein paar minuten dauert das schon, bis festgestellt ist, ob die ausgesuchte person negativ aufscheint.
ein paar minuten vertane zeit für mich, so schnell kann mir ur-langweilig werden, vor allem, wenn währenddessen alle die anderen personen so locker flockig vorbeispazieren dürfen. ggrrmm. vertane zeit für mich, ich bin normal eiliger grossstadtbewohner und nicht vom land. ich denk mir, na was, und jetzt habe ich keine zeitungen mitgehabt, so ein pech. nur weil ich sie im rausch liegengelassen habe, wenigstens weiß ich noch in welchem wirtshaus.
da kann ich heute noch einmal hin.
aber in den paar minuten, während die im sicherheitsdienst der stadt arbeitenden personen in den geräten nachschauen, könnte ich locker flockig einige zeitungen vertickern, 3 euro pro exemplar.
grrmm. vertane zeit, vertanes geld. schlimmer tag heute, oder wie?
das wäre doch gelacht gedacht. geld. geld.
vertanes geld!!!
die leute flocken vorbei in lässigem tempo und ich habe nichts zu tun und muss warten auf die anderen bis die fertig sind mit ihrem tun. hammm.
ganz fest nehme ich mir jetzt aber vor...ich will zeitungsverkäufer mit zeitungensein, ausser ich bin gerade ausverkauft. so.

George Orwell »Big Brother is watching you« ... die allumfassende Kontrolle als Werkzeug Mächtiger mit abrundtiefer (unbewußter?) Angst ganz schnell die Macht verlieren zu können. Kontrolle bis hinein in die Privatsphäre, Einschränkung der persönlichen Freiheit. Kontrolle mäßig eingesetzt aber auch zum Schutz.