enthoben
Bewertung: 2 Punkt(e)Komm, auf einen Gang hinter die Museen, die sind heute alle besprenkelt mit Silberstaub und der bleiche Taler ruht im Kupfergrabenwasserspiegel der von keiner Welle verformt wird, keine wagt es in dieser Nacht, sie kratzen und schaben an den Museen seit Jahren und wenn sie es nur wuessten wie man es anstellt, sie wuerden den da eingesperrten Goettern befehlen, sich ihre Kaesten doch selbst zu flicken aber da fehlt es dann doch ein wenig und so heisst es »Oh wir bewahren das Andenken an die Ahnen...« (so tot...doch manchmal schaust Du's an und dann *weisst* Du.) Auch die Einschussloecher in den Mauern sind nur noch hohle Augen, kein Krieg, hier schon lange nicht mehr, und wenn wir uns richtig hinstellen hat das Kreuz auf dem Dom einen weissen Heiligenschein, man glaubt es kaum, der wandert und will nicht beim Kreuze bleiben, zu Kreuze kriechen, wir wissen es wohl besser bilden wir uns ein und dann lachen wir und schauen nach rechts, ganz hinten unter den Baeumen ist das Schlossportal das gar nicht da hin gehoert, sie haben's an ein anderes Haus geklatscht und auf dem Balkon, da stand einmal ein Mann und der rief eine Republik aus die dann nicht war, heute nacht kann man ihn wieder hoeren weil es leise Silber regnet und kein Mensch auf dem Pflaster, kein Auto, ein bisschen Wind und nur ganz hinten an der Bruecke holpert ein Fahrrad vorbei, wir sehn' sein flackerndes Lichtlein noch um die Ecke biegen, hin zu den 12 Aposteln. Stehn' mitten auf der Strasse und gucken' in den Mond, enthoben aller Pflichten fuer dreissig Minuten, Pause, und mein Kopf schwebt unbemerkt ins Nachtschwarz davon, du nickst nur und haengst Dich ein in den kopflosen Rest der langsam mit Dir weitergeht, das kennst Du nun schon... bisher kam der Kopf immer noch zurueck.