Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Cyberspace«
Paul Virilio schrieb am 14.6. 2001 um 15:35:46 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
3.3.3. »speed and information: cyberspace alarm«
Paul Virilio, Artikel, Le monde Diplomatique, August 1995
Einleitend beschreibt Virilio das Zwillingsphänomän »immediacy and instantaneity« (etwa:
Unmittelbarkeit und Augenblicklichkeit) als eines der drückensten Probleme mit denen sowohl
militärische als auch politische Strategen konfrontiert werden, als dramatischen Moment in unserer
Beziehung zur Welt und unserer Weltsicht.
Im Erreichen der Lichtgeschwindigkeit, nachdem die anderen beiden physischen Barrieren Schall und
Hitze bereits durchbrochen wurden, sieht Virilio ein historisches Ereignis das die Beziehung der
Menschen zur Welt durcheinanderbringt.
Der Cyberspace bringt eine völlig neue Perspektive, die des »Tele-Kontakts«, des Erreichens bzw.
Fühlens auf Distanz. Eine »taktile Perspektive«, die weit über das Audio-Visuelle hinausgeht.
Im Zuge des Ausbaus des Information Highways bemerkt Virlio ein neues Phänomen:
Orientierungsverlust, als Resultat der Verdopplung der Realität in Realität und Virtualität. Diese
Zerstörung der Beziehung zu anderen und der Welt würde zu einer tiefen Krise der Gesellschaft und
der Demokratie führen. Virilio bezeichnet diese Bedrohung auch als Diktatur der Geschwindigkeit
Virilios größte Befürchtung ist die Explosion unbegrenzter Information als der größte
anzunehmende Unfall der Zukunft ? die Informationsbombe. Das Hauptproblem dabei: das (noch
nicht vollständig bekannte) Potential der Computerkommunikation, nicht der Computer selbst.
Sergei Krikale schrieb am 14.6. 2001 um 15:26:22 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Sergei Krikalev: Auf der Erde gibt es zwei sich entsprechende horizontale Achsen: vorne/hinten
und rechts/ links. Hiervon unterscheidet sich die vertikale Achse oben/unten. Im Weltraum sind sie
alle gegeneinander austauschbar. Und im Grunde genommen ist das auch völlig normal. Denn an
sich sind jegliche Richtungen gleichrangig. Warum sollte ein hierarchischer Unterschied zwischen
der Vertikalen und der Horizontalen bestehen? So kann ich im All auf einer Wand der Kabine
schlafen oder an der Decke arbeiten. Um dennoch die uns vertrauten Orientierungspunkte zu
ermöglichen, benutzt man in der Raumstation Hilfsmittel wie Licht und Farbe. Man ahnt kaum,
welche aufwendigen psychologischen Untersuchungen dem Bau einer Raumstation zugrunde liegen,
mit dem einzigen Zweck, die Entfremdung der Kosmonauten von zu Hause so gering wie möglich
zu halten. Die Decke, oder genauer gesagt, die als solche bezeichnete Fläche, unterscheidet sich
durch ihre weiße Farbe und die Beleuchtung von den anderen Flächen, obwohl man dort genauso
gut schlafen wie arbeiten kann. Dementsprechend hat das, was als Boden definiert ist, wiederum
eine andere Farbe. Doch auch hierbei handelt es sich, genau wie bei den als Seitenwände bestimmten
Flächen, um nichts anderes als eine den anderen vollends vergleichbare Wand. So werden also
einfache Orientierungspunkte künstlich erzeugt, wo in Wahrheit alle Richtungen gegeneinander
austauschbar sind. Man könnte ebensogut die Raumstation auf den Kopf stellen, ohne dabei die
Referenzachsen zu verändern. Trotz allem ist es eigentlich falsch zu behaupten, daß im Weltraum alle
Richtungen gleich wären. Das stimmt zwar in physikalischer Hinsicht, denn im Verhältnis zum
Gravitationszentrum sind sie in der Tat ebenbürtig. Da man jedoch in einer Raumstation nichts weiter
tut, als um die Erde zu kreisen, ist man ihrer Anziehungskraft nach wie vor ausgesetzt. Und zwar in
zweifacher Hinsicht: d.h. auch psychisch. Deshalb schenkt man der Erde eine besondere Beachtung.
So unterscheidet sich dann doch eine Richtung von allen anderen. Es ist die der Erde. Und indem
man ständig in eine Richtung schaut, wird man sich ihrer auch bewußt. Genauso wie es hier unten
geschichtsträchtige oder persönlich emotionsgeladene Orte gibt, die uns immer etwas bedeuten, so ist
es im All die Erde als Ganzes. Somit kann ihre Richtung auch keine wie alle anderen sein.
.A. Tillmann schrieb am 14.6. 2001 um 15:33:14 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Die mit dem Weltraumfahrten verbundene Hoffnungen haben seither stark nachgelassen." Solange man sich nicht auf
dem Mond befand - sagt Stanislaw Lem - , konnte man sich noch vorstellen, dass es dort sehr interresante
Landschaften gebe. Nein, das ist eintönig, das ist wirklich eine Wüste. Wer will schon für 10 oder 20
Jahre oder gar für das ganze Leben in der Wüste und dazu noch in einem geschlossenen Gefängnis leben?"
Die Weltraumtouristik betreffende Hoffnungen gelangten dann zum Tiefpunkt, als die Entfaltung eines anderen Raumes, die des
Cyberspace begann. Statt einem Interesse an dem Space wurde das Interesse an dem Cyberspace wach. Das Geschehen im
Meer der Ruhe wurde dadurch auch anders deutbar: das Trachten nach dem Weltraum ist gestutzt, und mündete in dem
kybernetischen Raum. Die jahrhundertelange Eroberung des äusseren Raumes endete mit der Mondlandung; der Bogen der ins
Exoterische gehende Tendenz wurde gebrochen und wendete sich nach Innen.
Die Entwicklung der neueren Technologien lassen sich schon diesem Scheitern verdanken." Nach den vielen bitteren
Enttäuschungen -schreibt Paul Virilio -, die die amerikanische Raumfahrtbehörde bei der Eroberung des
Realraums hinnehmen musste, hat man riesige Summen in die Suche nach Instrumenten gesteckt, die ihr
künftig die Eroberung der nicht vorhandenen Weite des virtuellen Raums ermöglichen sollen."
Derzeitig, wie es jedermann überall erleben kann, ist ein forcierter Prozess im Gange, der auf den Ausbau einer isolierten
technischen Innenwelt, einer Endosphäre zielt. Statt Raumanzug wird in dieser Sphäre eine eigenartige Taucherausrüstung
gebraucht: bei dem Versinken ins Virtuelle bekleiden sich die Reisende mit Datenanzug und rüsten sich mit Datenhelmen.
Sergei Krikale schrieb am 14.6. 2001 um 15:26:51 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
U: Ich würde jetzt gern mit dir über den Blick aus dem All reden. Erinnerst du dich noch an das
erste Mal?
K: Wenn ich versuche, es dir zu erzählen, so werde ich an der Sprache scheitern. Denn wir haben es
hier mit dem entscheidenden Unterschied zwischen tatsächlich Erlebtem und der Vorstellung dessen
zu tun. Was letztendlich für jede Grenzerfahrung gilt. Jeder weiß, daß der Himmel im All schwarz
ist. Wenn man aber mit seinen Augen gesehen hat, wie die Sonne am schwarzen Himmel erscheint
und die Sterne der Sonne ganz nah sind, dann ist das unbeschreiblich, im wahrsten Sinne des
Wortes. Weißt du, die Sterne leuchten, ohne zu glänzen. Blickt man auf die Erde, so ist manches
sofort zu erkennen. Manchmal jedoch weiß man nicht mehr, wo man gerade ist. Als ich bei meinem
ersten Weltraumflug zum ersten Mal zur Erde zurückschaute, habe ich zunächst den Ozean und dann
das Festland gesehen. Es war Südamerika. Eine Region am anderen Ende der Welt, in der ich nie
zuvor war, und die ich jetzt, wenige Minuten nach dem Start, durch das Bullauge betrachten konnte.
Ich sah den Ozean, unberührte Urwälder, riesige Flüsse. Landschaften, die es für mich vorher nur
auf Fotos gab, zogen auf einmal an meinem Fenster vorbei. Ich konnte sogar Stürme über dem
Ozean sehen. Wie soll ich sagen - es ist ungefähr so wie der Unterschied zwischen einem Foto und
dem Kino oder dem Kino und der Wirklichkeit. Kinder, die groß genug sind, um selbst zu reisen,
machen in etwa die gleiche Erfahrung: Sie kennen z.B. eine Stadt aus Erzählungen oder aus
Büchern, sind sie aber zum ersten Mal dort, so erhalten sie auf einmal ein anderes Bild von ihr.
Wenn man auf einem Weltraumflug all die Regionen der Erde mit eigenen Augen gesehen hat, dann
ist es nie mehr wie früher. Diese Eindrücke prägen sich einem unauslöschlich ei
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