brauchst
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Die Lautsprecherdurchsage verrät mir, daß mein Zug wieder einmal 35 Minuten Verspätung hat. Das sind gefühlte 135 Minuten. Genug Zeit, um etwas zu dinieren. Ich komme aus dem Kopfbahnhof heraus, sehe mich auf dem Bahnhofsvorplatz des Frankfurter Hauptbahnhofs und ziehe es in Erwägung, doch noch einmal durch die Unterführung herzugehen. Damals, beim ersten Mal, fragte ich einen netten Polizisten, der der Sicherheit wegen in Begleitung eines zweiten war, wie ich zu McDonalds komme. »Ja, da gehen Sie hier durch die Unterführung. Aber gehen Sie schnell!« »Da kann man doch auch langsam durchgehen?!« antwortete ich den erstaunten Gesetzeshütern.
Doch heute wird es anders sein. Nein, ich habe keinen Zweifel, heute klappt es ohne Komplikationen. Also denn: Treppe hinunter, langer Gang. Der wird ja immer länger. Massen von Leute hier unten. Auch Polizisten. Und Menschen. Und Fixer. Und Touristen. Vielleicht auch Schläfer. Und Bahnkunden. Und Penner. Und Zeugen Jehovas. »Ui, diesen Wachtturm kenne ich ja noch gar nicht!« denke ich im Vorbeigehen. Diese Millisekunde der Unaufmerksamkeit macht mein Vorhaben wieder zunichte. Er steht urplötzlich vor mir im schwarzen Ledermantel. Er ist schwarz. Er sieht aus wie eine billige Wesley-Snipes-Imitation aus »Blade«. und er fragt mich mit halboffenem Mantel: »Brauchst du?« Hm, nichts gegen ein paar ordentliche Hallus, aber richtig satt machen sie ja nicht! Ich winke ab. Diesmal. Da kommt die rettende Treppe, die aufwärts führt. Wie immer kann ich den Nutten, die auf der Treppe sitzen unter die Röcke schauen. Meine Favoritin ohne Höschen ist auch diesmal dabei. »Brauchst du?« frage ich mich leise selbst. Mal sehen. Wenn ich von McDonalds zurück komme. Wenn ich meinen Zug nicht verpasse... ach, egal!