WunschlosesUnglück
Bewertung: 3 Punkt(e)Drogen, Drogen, Drogen. Die Zeit dreht sich ins linke Auge. Die Telefone tuten. Meine Nachbarin hat ihren Wellensittich gefüttert, ohne auf das Mindesthaltbarkeitsdatum zu schauen. Die Frau von nebenan, drei Jahre lang solo und an der Käsetheke aufreizend nett zu mir, wenn sie mir ihre sexuellen Vorlieben beichtet, obwohl ich keine Zeit habe, wenn sie anruft: im Café an der Ecke knutscht sie mit einem Typen, der aussieht, als sei ihm der IQ beim Windelnässen abgesoffen. Meine Kontoauszüge fragen, ob ich sie vor dem sozialverträglichen Frühableben noch kurz konsolidieren möchte. Der Fernsehmechaniker meint, der Erwerb eines Neugeräts sei unausweichlich. Außenminister Beckstein überlebt ein Attentat dänischer Menschenrechtskämpfer. Seit Donnerstag fährt die Straßenbahn nicht mehr am Glascontainer vorbei. Meine Vinyl-Aufnahme der Goldberg-Variationen mit Glenn Gould ist beim Fensterputzen aus dem 57. Stock gefallen, direkt in den Bauschutt vom bombardierten Alkoholikerheim, wo mein Schulfreund Reinhard als Chefsäufer den Anstaltsleiter markierte und mir Weintipps zu Dosenfleisch und Tütenpasta gab. Und Lisa hat ihr Handy verlegt. Kein Schwein ruft mich an. Drogen, Drogen, Drogen.