Wortaroma
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V[ersuchs]P[erson] bemerkt ein auf dem kleinen Tischchen neben einer Flasche liegendes zusammengeknülltes Stück Papier und bezeichnet dieses in erfreutem Tone als »Äffchen«, vielmehr »Stereoskopinäffchen, Stereoskopinchen«.
Gemäß dem sehr lichten und freundlichen Charakter dieses Rauschs bekundet sich das lustvolle Verhältnis zum eignen Dasein hier nicht, wie gewöhnlich, durch Hochmut und Distanz. Das Hochgefühl wird in entgegengesetzter Richtung, nämlich als Zärtlichkeit gegen die Dinge und vor allem die Worte ausgewertet. V. P. gebraucht auffallend viel Diminutiva. Der obige Vorgang an dem Wort Stereoskopinäffchen ist sehr bezeichnend dafür, wie der Haschischrausch eine Art von Verflüchtigung der Vorstellung in Wortaromen vornimmt, so zwar, daß hier zum Beispiel die eigentliche Vorstellungssubstanz im Wort — der Stamm: Affe — vollkommen verdunstet.
Ernst Joel oder Fritz Fränkel: Haschischprotokoll vom 18. April 1931 (Versuchsperson: Walter Benjamin - 1,0 Gramm)