Wespenstreichelzoo

Auf unserer Alm wurde im Sommer jeder Frühstückstisch zum Wespenstreichelzoo.
Eine oder zwei Wespen saßen auf dem Schinken und schnitten rund 2mm große Blöcke heraus. Dann hoben sie sie hoch und flogen mit Mühe zum Terassenbaum. Dort wurde die Beute dann offensichtlich weiter zerteilt und abtransportiert.
Schinkenröllchen mit Wespenfüllung gab es ab und zu, aber die Füllung flog davon, sobald man sie freilegte.

Außerdem mochten die Wespen Wasser. Für den Kakao in meiner Tasse interessierten sie sich nicht halb so sehr, wie für das Kondenswasser draußen dran.

Neben den Wespen besuchten uns auch jede Menge Schwebfliegen. Die standen dann in der Luft und schauten uns mit großen Augen an. Ab und zu rückten sie zwanzig Zentimeter weiter und standen dann wieder rum.
Manchmal setzten sie sich auch auf einen hingehaltenen Finger und lutschten sachte daran.

Die Wespen hingegen setzten sich nicht auf Finger, sondern arbeiteten weiter fleißig dran, unseren Brotaufstrich zu exportieren.

Ab und zu kamen auch Schmetterlinge. Die Exemplare, die sich heranwagten, blieben meistens auch länger sitzen. Auf der Butter oder an der Tischkante. Dort sonnten sie sich, klappten die Flügel auf und zu und rüsselten beiläufig diverse Honigtröpfchen auf.

Die Wespen verschwanden meistens gegen Ende des Frühstückes, weil die Wurst dann schon alle war. Die anderen sammelten noch ein paar Reste ein und machten sich dann auch aus dem Staub.

Also ich gehe mit meinem Toni nicht mehr in den Wespenstreichelzu,das ist die reinste Zumutung dort! Das klang ja alles eigentlich recht schön, im Marktblatt, mit Wespenspielwiese und einem »Erfahrungsfeld der Sinne«, und lauter so Zeuchs, aber als wir dann hinkamen!!! Gräßlich, gräßlich sage ich ihnen! Und gefährlich! Hunderttausende von Wespen! Eltern, Kinder, die schreiend durch das Gebäude rennen, von Kopf bis Fuß zerstochen von den Wespen, die eigentlich gestreichelt werden sollen! Wissen sie was dieses Erfahrungsfeld der Sinne sein soll! Das ist ein Raum da sollen die Kinder ihren Gefühlssinn, also was das soll weiß ich nicht, aber da sind lauter Wespennester aufgereiht, und die Kinder sollen dann ihre Hand zum »Fühlen« reinstecken, und lauter so Idiotenkram! Wer sich das nur wieder ausgedacht hat! Ein geschrei war das! Also ich und mein Toni, wir haben uns nämlich gedacht, als wir da wieder draußen waren, »Näh! Da gehn wir nicht mehr hin!!!«. Da bin ich doch Arg im Zweifel ob diese Institution ein Erfolg wird. Gar nicht dran denken tu ich!

Ich denke Hummel sind besser zum Streicheln geeignet. Allein wie diese Viecher flauschig aussehen und außerdem sind Wespe böse Tiere. In jedem Kinderfilm sind das die hinterlistigen, gewalttätigen Diktatoren.