Werbeblock
Bewertung: 1 Punkt(e)
Jeden Mittwoch dieser Horror: In kleinen Kartons kamen die Filmchen aus dem Kopierwerk (dann hatte man Glück und wenn das Kopierwerk nicht geizig war oder altes Material raushauen musste hatte man wieder zig Meter Blankfilm für die allzeit notwendigen Startallongen...) oder aber von der Agentur oder einem anderen Kino und dazu gab es eine Liste, welche Spots denn nun in dieser Woche gespielt werden sollten. Dann durfte das ganze nach Liste in die vorhandene Werberolle geklebt werden (immer schön auf den Bildstrich achten, das Bild hat *vier* Perfs, nicht drei, nicht zwei und auch nicht fünf), anderes wurde dafür herausgenommen und man hatte sich streng an die Regeln zu halten: Keine zwei Zigarettenfilme direkt hintereinander und auch die Alkoholwerbungen durften nicht unmittelbar aufeinander folgen. Und ach ja, vor 20:00 Uhr bitte gar kein Bier und gar keine Zigaretten - der lieben Kleinen wegen... Das war zum Ende des Jahres, wenn der Werbeblock 20 Minuten oder länger war, kein Problem aber was macht man in der ersten Januarwoche, wenn man gerade mal Marlboro, Lucky Strike, Camel und Becks als Programm hatte? Probleme über Probleme und die Lösung waren meist Spots von Greenpeace oder der TAZ, die oft von irgendwelchen Leuten einfach so im Vorführraum abgegeben wurden (»Kannste det ma innen Werbeblock einbauen, ey?«) Und das ganze wurde streng überwacht - unangemeldet kam der Werbefilmkontrolleur und überzeugte sich davon, daß auch alle Streifen korrekt gezeigt wurden. (Es hat niemanden interessiert, ob der Hauptfilm im richtigen Format lief, aber bei »Mercedes-Benz: I do it my way« wurde genau darauf geachtet, daß das richtig lief...) Wegen einem Greenpeace-Trennfilm gab es richtig Zoff, mit Anwalt und allen Schikanen. Da aber auf die »Kinokultur« geachtet wurde, lief der Werbeblock bei halbem Licht, erst dann kamen die Trailer (Schaut her: Alter Mist in neuen Gewändern!) im Dunklen und dann gab es erst mal Vorhang und Bühnenlicht, damit man sich dann auf den eigentlichen Film einstimmen konnte - und mehr als einmal hatte man nun den Spaß, die Dame oder den Herren von der Agentur aufzufordern, den Saal zu verlassen oder doch bitte an der Kasse ein Billet zu erstehen, falls man sich den Hauptfilm zu Gemüte führen wolle...