WasIstWas
Bewertung: 4 Punkt(e)Ich hatte einmal WasIstWas »Das Mikroskop« und - ganz passend zu dem Buch - ein Mikroskop, so eins vom Optiker im schwarzen Profikoffer mit zwei Schnackverschlüssen, die ich immer beim Tragen ob ihres mikrigen und instabilen Eindrucks argwöhnisch überwachte. Darin waren neben dem eingetüteten Mikroskop eines dieser obligatorischen geheimnisvollen Beutelchen mit grobkörnigem zuckerartigem Inhalt, die ich damals als nicht weiter dokumentiertes Reinigungsmittel für die empfindliche Optik interpretierte, die aber, wie ich erst viel später staunend erfahren habe, eine hydrosko... äh ... hydrolo... na... wasserentziehende Funktion haben, sowie Mikroskopiergläschen, Sezierbesteck, Brotaufstrichmesser im Miniaturformat und verschiedene Farbstoffe zur Färbung dieser ganzen angeblich fast durchsichtigen Mikroorganismen. Das erste Objekt der Betrachtung war allerdings erst einmal ein zur Flucht aus der Optik unfähiges Haar, an dem ich trefflich die Leistungsfähigkeit meines Präzisionsapparates erproben und bis an seine Grenzen treiben konnte. Diese Grenze war leider sehr bald das Mikroskopierglas, auf das ich das Haar gebannt oder, sagen wir, einfach draufgelegt und das ich bei dem eifrigen Versuch einer Fokussierung des Objektivs bei höchster Auflösung im Handumdrehen durchstoßen und zum Bersten gebracht hatte, ohne dass ich das Objekt bei dieser Auflösung je in den Brennpunkt gebracht hätte. Ich gehe heute von einer ernsthaften Fehlkonstruktion dieses Mikroskops aus, insofern die Gesetze der Optik und der mechanische Bau des Gerätes sich in einem Widerspruch befanden, der notwendig immer zur Mikroskopierglaszerstörung führen musste. Außerdem war es immer zu dunkel bei Maximalauflösung. Na gut, also mit geringeren Auflösungen begnügen. Aber jetzt musste es etwas Lebendiges, Pulsierendes und Bewegtes sein, diese ganzen Amöben, Pantoffeltiere, Stabbakterien, Volvics, Vulvas oder Volvos oder wie die heissen, die wollte ich sehen. WasIstWas hatte die Lösung: den Heuaufguss. Mangels Heu im Frühjahr und in der Großstadt mussten also ein paar Grashalme aus dem Hinterhof dran glauben. Nach einigen Tagen im Wasserglas war schon eine bräunliche stinkende Brühe entstanden, von der ich überzeugt war, dass sie nun von Leben wimmeln müsste. Also schnell eine Löffelspitze auf das Mikroskopierglas geklatscht und dann gings los. Und was war zu sehen? Eine bräunliche stinkende Brühe in eminenter Vergrößerung sowie ein Grashalmfragment, das gemächlich wie ein gewaltiger schwarzer Stahlträger durch den kreisrunden Bildausschnitt glitt. Kein Bazillus, der mich begrüßte, »hallo Robi, ich bins, Tubi, der Tuberkel« oder so und keine sich vor meinen Augen verformende Amöbe. Von der Dramatik eines Robert-Kochschen Entdeckerlebens war nichts zu spüren. Als Mikrospokist bin ich so sehr frühzeitig gescheitert. Nun gut, wenn sich mir das ganz Kleine verweigerte, dann versuche ich es halt mit dem Großen: Plejaden, Andromeda und Ringnebel. Ein Fernglas hatte ich ja schon. Mal sehen, ob es WasIstWas »Der Kosmos« gab...