Wäschespinne
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Nur noch langsam kroch die Wäschespinne umher, entkräftet und geschwächt. Seit Tagen war ihr keine Beute mehr ins Netz gegangen. Die vom Hungerleiden herrührende Bitternis kochte ihre Wut auf die Heizungskeller dieser Welt in neue Höhen, so daß sogar ihre sonst strammen Spinnenbeine zu zittern begannen. Wenn doch nur der Winter mal ein Ende nehmen wollte!
Doch da... ein Flattern gefangen! Aus der Lethargie erwacht, ranntekroch die Wäschespinne zum im Netz klebenden Opfer; doch ah! Eine Seidenstrumpfhose nur. Spezialitäten nähren nur die Hoffnungslosigkeit der wahrliche Hungernden, dachte die Spinne und schlang den lächerlich mickrigen Happen hinab.
Vom schnellen Krabbeln erschöpft und von der Trauer ob dieses Hohns von Beute niedergedrückt, sank sie ins Netz und verfiel rasch einem schläfrigen Dämmerzustand, der -- woher sollte man's genau wissen? -- wohl von schlaraffenländischen Gedanken an deftige Jeans und wohlschmeckende Cashmirpullover geprägt war...