Verbrechen
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Die Einführung des Dosenpfandes war das größte politische Verbrechen in der Geschichte der Bundesrepublik. Das merke ich erst dieser Tage wieder, da ich mich in letzter Zeit vermehrt dazu durchringe, den Mehr-Weg (höhö) zur Tankstelle am Sophie-Charlotte-Platz in kauf zu nehmen, um endlich mal wieder seit 2003 Bier in Dosen zu bekommen. Das Lebensgefühl eines fröhlichen Dosenbiertrinkers ist ganz und gar nicht zu vergleichen mit dem eines verwanzten Armseligen, der sich sein Bier in gräßlich braun-gründer Pfandware anschleppen muss. Wie schwer liegt doch so braunglas in der Hand! Das Trinkerlebnis wird zum Kampf, jede Bierflasche...hart, unnachgiebig, teutonisch, böse... wird einem zum Widersacher, erst recht wenn sie sich mit ihren Brüdern zu Dutzenden in der Küche in quadratisch beisammengeordneten Grüppchen ordnet. Ein Anblick der etwas ungut militärisches hat, ein Graus und ein Greuel. Reden wir nicht einmal von der Entsorgung! Denn von »Entsorgung«, von geregeltem Kommen und Gehen dieser grimmigen Behälter, kann gar keine Rede sein! Zu schwer der Weg mit einem Rucksack voller Steinware zum Supermarkt, zu aufwendig das Klingeln und Warten und abgeben an der Pfandabgabestelle, schlicht unmöglich, morgens um neun Uhr vor dem Gang zum Tagwerk, jedesmal noch einen Abstecher dorthin zu machen, schlechthin nicht gangbar, dies nach einem arbeitsreichen Tag nachzuholen. Also wächst die elende Armee aus Grün- und Braunglas stetig an, bis man dazu übergehen muss sich Erleichterung dadurch zu schaffen, indem man 50 oder mehr dieser gräßlichen Brüder in einen 120-Liter Müllsack wirft und diesen dann verstohlen durchs Treppenhaus in den Container wuchtet.
Was dagegen die Bierdose? Die Dose! Ein Traum, in ihrer Leichtigkeit und eleganz geradezu südländisch, flexibel, freundlich und gut. Sogar Biersorten, welche man aus verfluchtem Glas nur unter Mühen empfangen würde, werden hier zum Erlebnis, ja, Dosenbier lässt sich vor allem als »sinnliches« Erlebnis der gehobenen Art begreifen, während Flaschenbier schlichte und mühsame Arbeit ist. Wie edel die Form, zylindrisch, wie veredelnd das Material: kühl und nachgiebig in der Hand verleiht es dem Inhalt den perfekten »goût«, Form und Inhalt fallen hier ineinander zu einer harmonischen Monade die Ihresgleichen sucht.
Was aber nun bringt einen gewissen Knebelbartträger namens Trittin - der Name läßt auf eine Familiengeschichte ostelbisch-junkertümlicher Provenienz spekulieren - dazu, die Dose, dieses vollendete Gefäß, diesen Traum aus Aluminium, zu bannen? Wir können es nur vermuten. Wir werden es hier nicht ausführen, aber wir wollen wissen lassen, daß jener Wahnsinnige für uns schon immer am ehesten für ein tödliches politisches Attentat in Frage kam.
Und auch wenn uns selbst der prospektive Regierungswechsel in naher Zukunft eventuelle nachteile bringen sollte, so nehmen wir dies gern in Kauf, wenn dafür nur wieder die Dose ihr Recht erhält.