UndWennWirUns
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Dieser Zug strenger Genauigkeit prägte sich uns ein
und ließ uns auf die Befehle der Eltern achten,
wenn wir sie auch nicht verstanden.
Er zeigte uns,
wenn wir spazieren gingen,
die Wirkungen von Licht und Schatten,
er nannte uns die Farben, welche sich
an den Gegenständen befanden, und
erklärte uns die Linien, welche Bewegung verursachten,
in welcher
Bewegung
doch wieder eine Ruhe herrsche,
und Ruhe in Bewegung sei die
Bedingung eines jeden Kunstwerkes.
Man ließ uns als kleine Kinder gewöhnlich so viel gehen
und laufen,
als wir selber wollten,
und machte nur ein Ende,
wenn wir selber aus Müdigkeit ruhten.
Wenn wir im Freien außer der Stadt waren,
erlaubten die
Eltern, dass ich mit der Schwester
einen besonderen Umgang halten durfte.
Die Vergnügungen, die in unserem Hause vorkamen,
wenn wir Leute zum Besuche bei uns hatten,
waren auch immer
ernsterer Art.
Nicht
bloss aus dem Grossen, wenn wir das Grosse betrachteten, was unsere
Voreltern gemacht haben und was die kunstsinnigsten vorchristlichen
Völker gemacht haben, könnten wir lernen, wieder in edlen Gebäuden
wohnen oder von edlen Geräten umringt sein, wenigstens wie die
Griechen in schönen Tempeln beten; sondern wir könnten uns auch im
Kleinen vervollkommnen, die Überzüge unserer Zimmer könnten schöner
sein, die gewöhnlichen Geräte, Kruege, Schalen, Lampen, Leuchter, Äxte
würden schöner werden, selbst die Zeichnungen auf den Stoffen zu
Kleidern und endlich auch der Schmuck der Frauen in schönen Steinen;
er würde die leichten Bildungen der Vergangenheit annehmen,
statt dass jetzt oft
eine Barbarei von Steinen in einer Barbarei von Gold liegt.
cf Stifter, Der Nachsommer