Träumerei
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Wann immer er in eine träumerische Stimmung kam, zog er sich in sein Träumerei zurück. Die eiförmige Metallhülle ohne hässliche Ecken war mit Stoffen und Plüsch ausgepolstert und bot gerade genug Platz, dass er sich bequem hineinlegen konnte. Das Ei konnte von innen abgesperrt werden, und die licht- und schalldichte Wandung sorgte dafür, dass er sich von der Welt völlig abkapseln konnte. Hinter der Polsterung angebrachte Lampen sorgten für eine schummrige Beleuchtung, die er als besonders traumförderlich empfand. Die in der gesamten Wand verteilten Lautsprecher, die meditative Musik nur knapp über der Hörschwelle abspielten, taten ein übriges.
Mit der Zeit zog er sich immer häufiger in sein Träumerei zurück. Schließlich verließ er es nur noch, um sich etwas zu Essen zu holen. Als er einmal mehrere Wochen nicht mehr gesehen wurde, brach die Polizei das Ei gewaltsam auf, was angesichts der stabilen Wand gar nicht so einfach war. Der intensive Geruch, der den Polizisten daraufhin entgegenströmte, deutete unmissverständlich darauf hin, dass er seinen letzten Traum schon vor einiger Zeit ausgeträumt hatte.