Touristen

Also, ich arbeite ja in einem Reisebüro und darum hab ich recht viel mit Touristen zu tun, bzw. Menschen, die zu solchen werden wollen.

Ein paar Tage nach der Flutwelle in Thailand etc. war ein Mann bei uns, der eben auch eine Reise gebucht hatte.
Wir kamen irgendwie auf die Katastrophe zu sprechen und er hat gemeint, dass es da schon irgendwie die richtigen Leute erwischt hat.

Damit hat er nicht die Einheimischen gemeint sondern eben die Touristen.

Das seien ja alles reiche Leute, weil zu der Zeit war immerhin Hochsaison in Thailand. Leute, die genug Geld hätten, sich wirklich was zu leisten und die stattdessen in so arme Länder reisen würden wie Thailand oder Sri Lanka. Da, wo die Leute gar nichts haben, aber das sei denen ja egal, ob die Leute daneben verhungern, Hauptsache sie hätten ein paar schöne Wochen im Jahr.

Da kann man jetzt sagen und denken was man will, ob da was dran ist oder nicht. Aber was mich dann echt aufgeregt hat, war der Satz:
»Ja, jetzt hab ich Sie aber lang genug aufgehalten. Dann möcht ich mal bitte meine Reise zahlen, ich flieg ja dann in drei Wochen zur Safari nach Kenia.«

Manche Menschen, ich weiß ja nicht ... aber denken würd da helfen.

Da muß ich immer an den Touristen denken, der in Bremerhaven am Weserdeich stand und seiner, verstockt um ihn herumstehenden, Kleinfamilie mal wieder die Welt erklärte:» Die Schiffe da, die Ankern da, weil die auf Ladung warten...und das da drüben ist Wilhelmshaven!«. Bitter, auf welche Irrwege sich der menschliche Geist begibt, wenn er keinen Widerspruch duldet.

...sind irgendwelche flachgesichtigen Kleinbürger mit Opel Kadett und Knick im Sofakissen, die jeden Sommer für zwei Wochen ins Zillertal fahren oder sich am Vokuhila-Beach von Palma de Prollorca die Wampe mit Schnitzel und Sangria vollhauen, wir Traveller hingegen sind progressiv und emanzipiert (wie man schon an unserer Haarlänge sieht), himmelhoch erhaben über diese Kretins und ihr armseliges Anpassertum, diese mickrigen Spießerchen, die zur Kompensation ihrer Wirtschaftswunder-Dachschäden die Kulturen des Trikont hemmungslos ausbeuten und mit ihrem Konsumdreck fluten, jawohl!
Aber jetzt mal zur Praxis, kennt jemand südlich von Dahab noch ein paar einsame Spots ohne Hotelmafia, wo einen die Bedus am Strand pennen lassen und es gut was zu rauchen gibt? Infos an Kalle, SO 36, 030-7829041