Tofutest
Bewertung: 1 Punkt(e)Zuweilen kaufe ich im Supermarkt ein Stücklein Tofu. Nicht etwa aus moralischen oder gar gesundheitlichen Erwägungen, ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass der Verzehr vergorenen Bohnenbreis eine ethisch hochstehende Tat ist, jede Bohne hat auch eine Mutterpflanze gehabt, wie wir seit Mendel wissen; es ist es mehr das Mitleid mit den oftmals zum Sonderangebot degradierten Paketen, das mich zugreifen lässt, ich male mir als Hersteller stets junge, aufstrebende Firmen voller Hoffnung und Elan aus, die nach einem halben Jahr aus dem Sortiment fliegend direkt auf der Straße landen, zumindest sind mir die Namen aller Tofuerzeuger in den von mir angesteuerten Supermärkten, die auf türkisch übrigens Süpermarket heißen, bis heute nichtg geläufig. Welchen Sinn es haben soll, ein Produkt zu verzehren, das bei ordnungsgemäßer Zubereitung eben wie Fleisch schmeckt, ohne auf die energieträgerisch so gut bestückten Originale zurück zu greifen, nun, auch das ist mir Hekuba, aber dennoch kommt es immer wieder vor, dass ich mit einer Bohnenquarkzubereitung nach Hause stolziere, im guten Bewusstsein einen vermutlich fischerhemdtragenden Jungunternehmer vor dem Hungertode bewahrt zu haben. Ob mir der oder das Tofu (eigentlich sind alle Dinge zu meiden, über deren Genus Unklarheit herrscht, das sage ich in vollem Bewusstsein meiner erst unlängst abgelegten Bong–Abhängigkeit), ob mir also die Sojamasse munden wird oder nicht, ermittele ich kraft eines einfachen Tests: Ich gebe ein Stück der fertig präparierten Masse meinen Hunden, die Zeit ihres Lebens überzeugte und ausschließliche Fleischfresser gewesen sind - selbst eine Karotte würden sie allenfalls apportieren. Fressen nun die Hunde die Tofuzubereitung, kann ich mich ohne Krückstock und Bedenken auch selber darüber her machen.