Sumpfloch
Bewertung: 5 Punkt(e)Das Aufwachen war heute ein qualvoller Aufstieg aus einem Sumpfloch von Halbträumen und Gedächtnislücken. Wahrscheinlich eine Stunde habe ich es hinauszuziehen versucht und hin- und hergegrübelt, welches nur der Ort war, in dem ich durch einen steinernen Torbogen ging, über eine Straße mit Kopfsteinpflaster, die sich in einem weiten Bogen einen Hügel hinaufwandt, links eine Kirche oder schon ein größerer Dom, vor dem eine zu vermutende Studentin saß, mit einem Packen von Heften auf dem Schoß, ernst und ganz zum Inventar gehörend, rechts die hohe Fassade eines Palastes, vor dem ein Holzgestell sich im Aufbau befand, Schafott oder Schaubühne, jedenfalls verbunden mit einem öffentlichen Ereignis, das auf Plakaten den Reisenden und Einheimischen angekündigt wurde. Am Ende des Platzes war zur Rechten der Straße eine fast leere Bar mit Neonbeleuchtung, aus der monotone Bässe dröhnten, während links sich ein Jugendlicher mit einer Flasche Bier brüllend und furchteinflößend aus einer Seitenstraße näherte, um sich doch ganz plötzlich und ruhig mit hängendem Kopf auf die Bordsteinkante zu setzen. Die Beschleunigung der Schritte voran wurde sinnlos, überhaupt wurde es sinnlos, weiterzugehen, wo sich die Straße in der Öde eines Villenviertels verlor. Also drehte ich mich um, doch beim Blick zurück war alles schwarz. Irgendwann stand ich auf, bis jetzt ungewiss darüber, ob es sich um eine Traumstadt handelt, eine Erinnerung an einen nur einmal besuchten Ort mit entfallenem Namen oder einen zerebralen Proteinschaden.