Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Strategie«
Die Leiche schrieb am 26.12. 2012 um 08:23:58 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Liddell Hart schreibt in seinem Strategie-Lehrbuch, amüsanterweise im Kapitel über die Strategie Adolf Hitlers, daß jede Strategie das diametrale Gegenteil einer »Sittenlehre« ist, weil die Kunst der Täuschung zu ihrem Wesenskern zählt. Ethik führt zur Berechenbarkeit des menschlichen Verhaltens auch in Konfliktlagen. Das ist - meiner Überzeugung nach - auch der Zweck jeder Ethik. Ein sich an ethischen Maßstäben orientierender Mensch - ein »Gutmensch« - ist nicht nur in den Maximen seines Handelns, sondern ganz konkret berechenbar, weil Ethik ja nicht nur Handlungsanweisungen gibt, sondern diese auch publik macht und von ihren Jüngern ein öffentliches Bekenntnis abfordert. Wer sich hingegen strategisch verhält, verbirgt nach Möglichkeit nicht nur die Maximen seines Handelns, sondern auch seine konkreten Absichten. Der Stratege ist der geborene Betrüger - die Strategie kollidiert nicht nur mit der Ethik, sondern auch mit dem Strafgesetzbuch, durchaus nicht nur in Deutschland. Weswegen es natürlich auch ein Gebot der Strategie sein kann, sich den ethischen Anschein zu geben, anstatt sich als Stratege erkennen zu lassen. Nicht umsonst ist die Strategie krytisch, gehört zu den »Arkana« - einem »Geheimwissen«, daß nicht Gegenstand öffentlicher Vermittlung ist. Strategisch geschult wird keiner von uns: die Lehrer wären auch ganz schön blöd, wenn sie ihren Schülern die Kunst des Bescheissens beibringen würden. Immerhin ist es uns aber möglich, uns mit dieser Kunst zu beschäftigen, und sie zu erlernen. Doch davor scheuen wir oftmals zurück: wir fürchten uns vor ihr und ihren Konsequenzen. Denn der Stratege tritt aus der verfassten Gesellschaft, in die er durch die Erziehung und Sozialisation integriert werden sollte, geradewegs wieder heraus.
Peter K. schrieb am 8.4. 2004 um 22:29:42 Uhr zu
Bewertung: 4 Punkt(e)
»Die Strategie ist ein System von Aushilfen. Sie ist mehr als Wissenschaft, ist die Übertragung des Wissens auf das praktische Leben, die Fortbildung des ursprünglich leitenden Gedankens entsprechend den stets sich veränderten Verhältnissen, ist die Kunst des Handelns unter dem Druck der schwierigsten Bedingungen. Die Strategie ist die Anwendung des gesunden Menschenverstandes auf die Kriegsführung; ihre Lehren gehen wenig über die ersten Vorsätze des gesunden Verstandes hinaus; ihr Wert liegt ganz in der konkreten Anwendung. Es gilt, mit richtigem Takt die in jedem Moment sich anders gestaltende Lage aufzufassen und danach das Einfachste und Natürlichste mit Festigkeit und Umsicht zu tun. So wird der Krieg zur Kunst, einer solchen freilich, der viele Wissenschaften dienen. Der Krieg, wie jede Kunst, erlernt sich nicht aus rationalistischem, sondern nur auf empirischem Wege. Im Kriege, wie in der Kunst, gibt es keine allgemeine Norm, in beiden kann das Talent nicht durch eine Regel ersetzt werden.«
Helmuth v. Moltke, preuss. Generalfeldmarschall - zit. nach Blumentritt, Günther: Strategie und Taktik, Konstanz: Athenaion, 1960, S. 6.
Mich fasziniert diese geradezu poetische Definition der militärischen Strategie. Ersetzt man in diesem Gedankengang den Krieg durch das Leben eines jeden Menschen, dann ist »Strategie« nichts anderes als der Versuch, ein richtiges Leben zu leben.
Peter K.
Die Leiche schrieb am 28.10. 2012 um 10:38:39 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Mir scheint, daß sich das Wesen der Strategie in einem einzigen »Strategem«, einem einzigen Prinzip ausdrücken lässt, aus welchem sich die gesammten weiteren Lehren dieser Kunst ableiten lassen: dem »Prinzip der inneren Linie«.
Das Prinzip der inneren Linie besagt in der militärischen Strategie, die Vorbereitungen, Aufmarsch und Operationsführung so zu gestalten, daß der Gegner veranlasst wird, seine Kräfte zu zersplittern, und man selbst stets mehrere wichtige Punkte oder Teilkräfte des Gegners bedrohen kann und möglichst lange die Wahl darüber behält, welchen dieser Punkte oder Teilkräfte man tatsächlich angreift. Entscheidet man sich tatsächlich zum Angriff, gilt es, eine maximale Konzentration eigener Kräfte sicherzustellen, um den angegriffenen Punkt oder die angegriffenen Teilkräfte einzunehmen oder zu schlagen - »zu erledigen« - bevor ihm andere Teilkräfte des Gegners zu Hilfe kommen können.
Meisterhaft angewendet wurde dieses Prinzip beispielsweise von Hitler und Bonaparte zu Beginn ihrer Karrieren, die aber auch gleichzeitig ihrerseits zum Ende ihrer Karrieren diesem Prinzip zum Opfer fielen. Hitler, dem es zunächst brilliant gelungen war, seine Opfer zunächst diplomatisch zu isolieren und sodann blitzartig und brutal niederzuschmettern, gelang es ab seinem Überfall auf die SU nicht mehr, seine Gegner voneinander getrennt zu halten, sondern provozierte geradezu deren Konzentration. Bonaparte, der über ein Jahrzehnt lang Östereich, Preussen und Russland gegeneinander ausspielen und ihre Annäherung aneinander diplomatisch wie militärisch verhindern konnte, gelang es im Feldzug von 1813 nicht mehr, seine Kräfte so zu konzentrieren, daß er einen entscheidenden Schlag gegen die gegnerischen Teilkräfte erringen konnte, so daß diese ihn bei Leipzig mit überlegenen Kräften stellen und unter den ungünstigsten Bedingungen zur Schlacht zwingen konnten.
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