Sichere-Indikatoren-für-eine-psychische-Erkrankung
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Du willst einschlafen, aber immer, wenn du kurz davor bist, durchzuckt es dich wie ein elektrischer Schlag. Du stehst auf und denkst: Das Leben ist aus und vorbei. Wenn du deine flache Hand auf die Sofalehne fallen läßt, empfindest du Ekel, weil du das leichte Zurückfedern der Hand als obszön und anschwellend empfindest. Du denkst, dein Körper arbeitet nicht richtig und gehst zum Klo, um dich zu erbrechen. Aber du kannst nicht erbrechen, du weißt nicht, wie es geht. Du denkst, daß deine intellektuelle Leistung schon nachgelassen hat und rechnest zur Probe 413 mal 8. Da du das Ergebnis nicht sofort vorliegen hast, fühlst du dich in deiner Befürchtung bestätigt. Du überlegst. Du denkst, ob es richtig war, die Beziehung einfach so sang- und klanglos sterben zu lassen. Nicht dafür zu kämpfen. Du glaubst, daß du das Ruder hättest noch herumreißen können, auch, wenn alles glasklar war. Du weißt, du wärst nie glücklich geworden in einer solchen Beziehung. Aber das ist dir jetzt egal. Du heulst wie ein Kind, umarmst deine Knie. Du gehst in die Küche und schneidest Äpfel in Scheiben, die du dann auf die Heizung zum Trocknen legst - weil du meinst, damit irgend etwas überdecken zu können, was sonst vielleicht viel zu stark werden würde. Mit Apfelscheiben, wie lächerlich. Du denkst an deine Schwierigkeiten, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. In innigen Kontakt. Daß du derjenige bist, der den Abstand stets sucht, und es deshalb nie etwas wird. Du bist wie in Watte gepackt, nichts kommt dir zu nahe, aber du begreifst nicht, daß du es bist, der Nähe nicht zuläßt.
Du machst die Dokumentation deiner selbst zum heimlichen Dogma, schreibst dir alles von der Seele oder in die Seele, du weißt es nicht. Wenn du morgens die Augen öffnest, denkst du: Nicht schon wieder.