Sechsschimmelgasse

Habe ich nicht damals für den »Standard« über dieses Event in der Staatsoper berichtet. War es nicht Ende 2014 oder Anfang 15. Eine Darbietung aus »Tod in Venedig« von Britten, ein kurzes Interview auch mit Dominique Meyer.
Nein, hat der Dominique gemeint, ein paar hübsche Ideen zwar, Verehrteste, immer nennt er mich Verehrteste, nein und nochmals nein. Und dass dieser ihm ganz unbekannte Aschenbach uns einen echten Tod, keinen Bühnentod, vorführt, nein, das Stückerl bringen wir schon allein deshalb nicht. Aus.

Ja er muss es gewesen sein, hier in der Sechsschimmelgasse. Hatte einen großen und sehr schönen Wiener Buben bei sich, dieser etwas verfallene, am Ende gar echt in den Buben verliebte Aschenbachdarsteller. Es muss exakt der Bub gewesen sein, welcher den Tadzio gespielt hat.
Hätte er sein können jedenfalls.
Werd ihn fragen, falls ich ihm mal begegne.
Im Fall dass ich ihn wiedererkenne.
Könnte Mögglingen, den Regieassistenten fragen gelegentlich. Aber auch die Regieassistenten kommen und gehen und wechseln ständig.

Unweit die Altmüttergasse mit der verschwiegenen Wohnung.
Der alte Fahrstuhl mit den Außen- und Innentüren, alles aus Holz, und den Spiegeln innen.
»Nur noch um die Blumen zu gießen« - trotzdem sind fast alle Blumen eingegangen.

Alles noch wie in der Kindheit, nein, es ist noch die Kindheit.
Nur einmal wurde ein Anderer, nicht zur Familie und nicht zur Kindheit Gehöriger in diese verschwiegene Wohnung mit hineingezogen, in Kindheitsspiele hineingesogen, der aber ist jetzt tot.

Abschieds-Emails, letzte Verfügungen und derartiges kann man dort im Internetcafé sehr gut abschicken, auch Hiobsbotschaften empfangen, lieber aber Eingangspost gar nicht erst anklicken.

Wenn du wieder draußen in der Sechsschimmelgasse bist, freust du dich auf ein echtes Café und dass du kein Smartphone hast und zu Hause keinen Computer.