Scheiterhaufenauspisserin
Bewertung: 8 Punkt(e)»Die Rupfenmagd Antonia Erbacher ward von jrem Dienstherr, so sich ihr unstatthaft zu nähern gesucht bedränget. Als sie nun, ihren Jungfernschatz zu retten, vor jm davonläuft, eilet er jr nach, dabei geschicht es, dasz er auff einem Unflat ausgleitet und in die Odelgrube stürzet, welche just allhiero für den Abschupf eröffnet. Der Bauer wilt schier in dem Dung ersauffen, obzwar Ant[o]niam ihn von der Seit zu fassen trachtet. Da lauffet die Päurin hinzu, hebet grosze Wehklag an und will dem Gemahle zur Hülf sein, da fallet sie selber in den Koth. Und solches geschicht sich auch noch mit dem Altknechte und den zween Kindern, so die Pauren gehabt hent und haben alle jres Lebens entraten blosz die Erbacherin nicht. Ob desz ward Klage gegen sie gefüret und wurde Red geführet, dasz sie, weil sie ein haugen [schwächliches] Weib sei, [könne] sie dies nicht höchstselbst bewerkstelliget haben, es müsse denn der Teuffel selbander ihrer und durch sie gewürcket haben und dasz sie eine Hexe sei und solle zu Tode gebracht werden. Da hub die Erbacherin ein groszes Jammern an und daz sie ein gottgefällig Frauenzimmer sei und rufet die Heiligen aus ihren Himmeln zum Zeugnus an. Da sie nun zur Richtstätte geführet und auf dem Scheiterplatze gebunden wird, rufet sie erneut den himmlischen Beistand und versichert jre Unschuld; als da der Henker den Reisig entzundt und die Flammen empor fahren, da lässt die Erbacherin jr Wasser, so in schier nicht enden wollender Fluth aus jr herausfähret wol eine halb Stunde lang und ist das Feuer gelöschet und war des Anzundens nicht mehr. Da hat man dies für ein Zeichen genommen dasz die Rupfenmagd wahr gesprochen und ward sie ihrer Klage ledig und lebte noch bis in das 80te Jahr in den Mauern der Stadt. Dies habe sich zugetragen im Jun[ius] 1579 und es sind noch der Alten dorthero die sagen, sie hätten die Antonia noch gekennet und es sei stets ein groszer Dunst der Gnaden umb sie gewesen.«