Sadismus
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einer pflegerin auf der intensivstation unterstelle ich eine sadistische ader, wahrscheinlich wird sie anders nicht mit der krankheit, die tagtäglich um sie herum ist, fertig, als den frust an hilflosen patienten auszulassen.
ich war fünfzehn.
ich war am morgen nach einer großen operation an der wirbelsäule auf der intensivstation aufgewacht (man hatte mich direkt nach der op die nacht durchschlafen lassen) und hatte wahnsinnige schmerzen. ich bat also diese pflegerin, die gerade eifrig dabei war, mich zu waschen und mich auf dem bett hin und her schob (auf die frische wunde hat sie dabei nicht sonderlich geachtet), mir schmerzmittel zu geben.
sie überhörte dies.
nachdem ich sie ein zweites mal darum bat, sagte sie nur, ich könne ja wohl noch warten, die narkose müsste doch noch wirken.
ich versuchte ihr, benebelt, wie ich noch war, klar zu machen, wie weh es tat, wärend sie dabei war, mir mit einer seelenruhe zöpfe zu flechten, damit meine haare im liegen nicht verfilzten.
ich gab die versuche auf, weiter zu betteln, man hat in so einem zustand einfach nicht die kraft dazu. jeder, der sich erinnern kann, in was für einem zustand man nach einer langen narkose ist, der weiß, was ich meine.
als ich sie um eine decke bat, weil mir sehr kalt war (wie ich später hörte, hatte ich über 39° fieber) sagte sie, ich sei wohl etwas verwöhnt, es reiche ihr und ließ mich liegen. ich weiß jetzt, dass einem vor schmerzen schwarz vor augen werden kann.
nach dem schichtwechsel fragte ich den neuen pfleger nach schmerzmittel, der mir sofort morphium spritzte, mit dem kommentar, ich hätte ja noch gar keins gehabt, ich solle doch was sagen, ich müsse hier nicht leiden, es stünde mir alle zwei stunden zu.
hoffentlich lande ich nie in einem pflegeheim, wenn du an ein arschloch gerätst, kannst du nichts dagegen machen.