Problemwestern

12 Uhr Mittags, Dodge-City, auf einen Tee beim Schmied:
Joe: »Weißt du, Dick, ich kann dieses Halfter einfach nicht mehr tragen. Es hängt so schwer an mir.«
Dick: »Ach Joe, du hast ja recht. Aber wieso fängst du gerade jetzt davon an, wo ich mein Pferd verloren habe? Das ist nicht besonders sensibel.«
Joe: »Tut mir leid, Dick, ich fühl mich irgendwie leer. Sorry.«
Dick: »Schon gut, Joe. War nicht so gemeint. Du hast es ja auch nicht leicht.«
Minutenlanges Schweigen.
Schmied: »Noch´n Tee, Jungs?«
Joe: »Danke Schmied, aber ich muß echt darauf achten, nicht mehr soviel zu trinken. Seit Dolly mit dem Sheriff liiert ist, bin ich nah dran, mir die letzte Kugel zu geben.«
Dick: »Ich auch nicht Schmied, danke dir. Ich glaube, ich geh´ dann mal. Ihr wißt schon, der Abwasch und so.«
Der Schmied und Joe seufzen noch lange, nachdem Dick die Schmiede verlassen hat.

Ein Theaterstück wird von Kritikern dann als Problemstück bezeichnet, wenn es nicht nach den gewohnten Klischees verläuft. Wenn sich Held und Heldin nicht am Ende in einer Traumhochzeit kriegen. Wenn der Bösewicht generell triumphiert.

Ein Problemwestern ist demnach ein Western, in dem der Schuft den ehrsamen Sheriff erschießt. In dem die Indianer die Siedler ungestraft ausrotten. Oder in dem der Held sich als weiblich oder schwul herausstellt.