Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Prüfung«
tootsie schrieb am 17.12. 2007 um 15:53:38 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Ich habe gerade eine Klausur geschrieben. Nur durch einen blöden Zufall habe ich überhaupt davon erfahren, war nicht vorbereitet und habe meine geschwollenen Mandeln in die Nebenhöhlen geschoben, damit ich Platz zum Atmen hatte. Noch eine halbe Stunde vorher habe ich mit mir gerungen, ob ich das mache oder nicht. Ich habe es gemacht, war dort und weiß, dass der Schein geschenkt ist, wenn ich im nächsten Semester nochmal daran teilnehme. Dass ich bestanden habe, kann ich mir nicht vorstellen. Ohne jede Ahnung über die aktuelle politische Situation einen Text zur aktuellen politischen Situation zu übersetzen ist ein unangenehmes Unterfangen, zumal jeder Text auf Wissenssysteme rekurriert, die zum Verständnis notwendig sind. Trotzdem bin ich stolz auf mich. Ohne jeden Plan im Vorfeld ist es mir gelungen, innderhalb von 120 Minuten ein kohärentes Sinnkondensat dessen zu liefern, was da vor mir auf dem Bildschirm flimmerte. Eine halbe Stunde mehr, und das Ding wäre perfekt geworden! Keine Zeit, keine Lust, umständlicher Schmonz.
Die Leiche schrieb am 17.12. 2007 um 09:47:44 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Prüfungen sollen eine Auslese der Besten darstellen - dies ist die Wurzel der Universität: Rekrutierungsstelle für fürstliche Räte. Die besten durften an die Höfe, die weniger guten mußten sonst sehen, wo sie unterkamen - an den kleineren Höfen und Ständen war das aber kein Problem. Heutezutage ist diese Vergabe von Berufsschancen eine schwierigere Sache. Es sind nicht mehr ein paar Dutzend, die jedes Jahr geprüft werden, sondern ein paar hundert, ja tausende in den Massenfächern. Nun ist das kein Problem, auch bei tausenden objektiv festzustellen, wer so grottenschlecht ist, daß man ihn nicht auf die Menschheit loslassen darf. Aber wer von den tausend so gut ist, daß er die zehn Stellen bei Hof (im Staatsdienst) bekommt - das wird mit zunehmender Zahl immer schwieriger, und irgendwann komplett unmöglich.
Eine Prüfung ist aus der Natur der Sache stets eine Stichprobe. Nur wenige Sektoren eines großen Stoffgebietes werden wirklich abgefragt. Wer zufälligerweise in diesen Abschnitten besonders »fit« ist, hat einen zufälligen, dh willkürlichen Vorteil. Auch ist eine Differenzierung im guten viel schwieriger, als im schlechten. Die Grenze zwischen »eins« und »zwei« - oftmals eine schicksalshafte Entscheidung für den Kandidaten - ist oftmals nur eine Grenze im subjektiven Geschmack der Prüfer. Trotzdem hält man daran fest, daß diese Differenzierungen, die oftmals auf 2 Stellen hinterm Komma ausgerechnet werden, objektiv seien. Wer eine 1,73 hat, sei besser, als jemand, der eine 1,74 habe. Und das ist natürlich totaler Kokolores.
Die Leiche schrieb am 18.12. 2007 um 22:00:29 Uhr zu
Bewertung: 4 Punkt(e)
In meiner Assistentenzeit hatte ich einmal eine Studentin als Prüfungskandidatin zu betreuen, die ich sehr mochte. Es war eine dieser angenehm stillen Frauen, die mitunter sehr lange nachdachten, bevor sie sprachen. Sie war nebenbei auch sehr unkompliziert in ihrer Art, und das war etwas ungewöhnlich - sie war nämlich nicht nur sehr gutaussehend, sondern sogar richtig schön, hatte einen »look« mit ihrem Schlafzimmerblick und ihren aparten grau-blonden Haaren. Regelrecht erfrischend war es, daß sie hinsichtlich ihres Aussehens sehr unprätentiös gewesen war, und davon absah, ihr Fleisch in die Auslage zu legen.
Leider war sie in dem Prüfungsfach, daß ich zu betreuen hatte, nicht gerade gut. Nicht unbedingt grottenschlecht - aber ... naja. In Kenntnis also nicht nur ihrer Schwachstellen, sondern auch denen, meines lieben Professors, machte ich ihr also einen unmoralischen Vorschlag. Sie sah mich zuerst sehr komisch an, und dann sehr ernst.
Und sie kam zur Mündlichen Prüfung - ich hatte ihr genau erklärt, wo sie sitzen würde, und wo der gute Professor - mit so einem Flatterteil an, das sich eigentlich ganz sittsam ansah, solange sie stand. In dem niedrigen Sessel jedoch, in dem sie platziert worden war, und wenn sie sich tief über das als Hilfsmittel zugelassene Buch beugte, konnte sogar ich, der ich deutlich niedriger saß, als mein Professor, sehen, was mein Professor sehen konnte. Und die Augäpfel meines Professors klebten an der Innenseite seiner Brillengläser. Nachdem er sich gefasst hatte, stellte er ihr eine Frage, lies sie etwas blättern, gab Tips wo sie mal nachlesen sollte, ließ sich Abschnitte vorlesen aus dem Buch, und beantwortete die Frage sodann selbst, und so ging das die ganzen vorgeschriebenen dreissig Minuten lang. Meine Studentin saß nur da, tief vorgebeugt, und blätterte intensiv in dem Buch auf dem niedrigen Tisch vor ihr, und sagte ansonsten vielleicht drei Worte während der gesamten Prüfung. Sie wurde mit einer »zwei plus« entlassen, über die sie sich sichtlich freute, und entschwebte. Und mein Professor - ein bekennender Franke - sprach die goldenen Worte zu mir: »Bub, Du bischd mir ein Batzi, mei Liaba, oaba das Madl, des war a fesch's und an Schneid hat's o !« Das war eine der sehr seltenen Gelegenheiten, bei denen mein guter Professor mich geduzt hatte.
Anna schrieb am 7.4. 2001 um 19:04:21 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
An ihr Bewusstsein dringt von weit her durch eine dicke, dichte Nebelschicht das Geräusch. Das Geräusch, welches ihr so sehr zuwider ist. Benommen tastet sie nach dem Wecker. Noch fünf Minuten, noch ein wenig dösen, zurück in die Träume oder einfach nur schlafen. Spät wars heute Nacht.
Dann steht sich doch auf. Es ist kühl. Keiner hat Feuer gemacht; sie ist die erste an diesem Morgen, in diesem Haus. Die erste, die Licht macht, Geräusche. Ein wenig Musik wäre nicht schlecht.
Sie fröstelt und überlegt, ob sie das kleine Elektroheizgerät ein wenig einschalten soll, aber lässt es dann doch bleiben. Immerhin ist schon April. Lieber zieht sie sich schnell an.
Seltsam fit für fünf Stunden Schlaf. Waren es fünf? Keine Ahnung... Auf jeden Fall zu wenig, das wird sich im Laufe des Vormittags schon noch herausstellen.
Morgentoilette. Routiniert und mit den Gedanken weit weg. Was muss sie noch einpacken? Und nacher fehlt doch die Hälfte.
In der Zwischenzeit regen sich auch andere im Haus. Stimmen im Stock unter ihr. Ihre Mutter, ihr Bruder.
Sorgfältig wählt sie die Dinge aus, die sie noch braucht. Schreibzeug, Terminplan, Bücher, (Handy ausschalten nicht vergessen!),...
O.k., Musik aus, Jacke und Tasche schnappen, langsam die Treppe runter gehen. Was wird sie zu essen mitnehmen?
Zwischen flüchtig gewechselten Blicken und Worten mit Maman packt sie Bananen ein und Hanuta. Ein wenig Frühstücken wäre auch vorteilhaft, sonst fängt der Magen schon in der ersten Stunde zu knurren an.
Dann noch etwas unnötige Hektik machen, weil es in diesen Situationen so üblich ist. Ins Auto. Sie empfindet es als schön, sich rumkutschieren lassen zu können. Radio hören und nachdenken (scheiße, Taschenrechner vergessen. Na ja, wird schon nicht gebraucht werden...).
Vor der Schule lässt er sie aussteigen. Es nieselt leicht und zu dünn angezogen ist sie auch. Aber was solls. Sie wird heute schon noch schwitzen.
Alles ist noch ziemlich ruhig. Viel Schüler sind es nicht, die um diese Uhrzeit schon in der Penne rumhängen. Klassenzimmersuche. Noch niemand da. Sie setzt sich vor die Tür. Diese Prüfungen bedeuten ihr nichts. Irgendwas geht immer. Und wer will schon gut sein?! Hauptsache nicht durchfallen. Früher hat sie anders gedacht...
Langsam trudeln alle ein. Ein paar »Na, wie geht's...« und »Gut gelernt?« (nein, hat sie nicht...).
Der Lehrer kommt. Ins Klassenzimmer strömen, seinen Platz suchen, Taschen vorne abgeben, warten.
Endlich ist es 8.00 Uhr. Die Aufgaben werden verteilt. Gemeinschaftskunde. Zwei aus drei sind zu lösen. Sie hat Mühe, sich zu konzentrieren, muss sich zusammenreißen, um in Ruhe die Fragen durchlesen zu können und die richtigen auszuwählen.
Eine Stunde ist zu kurz. (Nicht so kurz, dass sie nicht zwischendurch ein wenig die Sonnenstrahlen genießen könnte, die jetzt durchs Fenster auf ihre Nase scheinen. Bis der Lehrer die Jalousien schließt.) Trotzdem schafft sie es, alles, was ihr einfällt auch niederzuschreiben.
Dann erstmal eine 30 Minuten Pause. Zusammenstehen, reden, essen (Banane und Hanuta). Vor der zweiten Prüfung, Deutsch, werden schnell die Bücher eingesammelt, die man nicht mehr braucht. Auf's Klo auch nochmal. Nächste Runde.
Aufsatz - zwei Stunden - vier Themen zur Auswahl. Sie entscheidet sich für die Inhaltsangabe mit Zusatzfrage. Eine nette kleine Geschichte von Gudrun Pauswang: »Eine Gießkanne voll Gift«. Inhaltsangaben kann sie beinahe mechanisch. Zum Glück. Sie schreibt und schreibt und denkt ein wenig und allmählich macht sich die Müdigkeit in ihr breit. Sie könnte schlafen, auf der Stelle den Kopf auf das Papier mit den Buchstaben aus frischer Tinte legen und einschlafen. Natürlich tut sie es nicht. Anstattdessen schreibt sie weiter, wie im Trance. Mit der leisen Hoffnung, dass sie nicht absoluten Unsinn zusammendichtet.
Als sie fertig ist, hat schon wieder der größte Teil der Klasse den Raum verlassen. Die Gänge sind beinahe leer. In der Cafeteria wird sie schon jemanden treffen.
Allein geht sie die Stufen hinunter. Geschafft. Erleichterung überkommt sie. Ein freies Wochenende steht vor der Tür. Nicht mehr lernen müssen, nur um sein Gewissen zu beruhigen, zumindest für kurze Zeit. Nicht mehr ankämpfen müssen gegen die Gedanke und Gefühle, neben denen diese Prüfungen so blass und unscheinbar erschienen.
Freiheit. Ein zeitpunktbezogenes, kurzes Gefühl zwar nur. Mit Freude erfüllt es trotzdem.
Jetzt regnet es.
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