Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »NikeUndWenkiFlavour«
mcnep schrieb am 1.10. 2003 um 17:13:43 Uhr zu
Bewertung: 12 Punkt(e)
Sehr geehrter Herr Dr. toschibar,
bitte gestatten Sie mir, daß ich mich mit einem Problem an Sie wende, welches mich seit geraumer Zeit umtreibt. Schon seit etlichen Jahren habe ich über verschiedenste Medien von der Existenz sogenannter Flavours, Skills, Flows und Tunes gehört. Auch die jungen Männer, mit welchen ich auf meinen nächtlichen Spaziergängen zwischen Bismarck– und Charlottenstraße des öfteren in freundschaftlichen Kontakt trete, benutzen gruppenintern häufig diese Ausdrücke. Sie sind mir jedoch als eher rückwärtsgewandtem Vertreter der Prilblumengeneration nicht vertraut und erschließen sich mir auch nicht über ihre Rückübersetzung ins Deutsche. Nachdem mir eine wohlmeinende Seele den freundschaftlichen Tip gegeben hat, daß es sich hierbei um Ausdrücke handelt, die der neuzeitlichen afroamerikanischen Tanzmusik entlehnt sind, erwarb ich an meinem Stammkiosk zusätzlich zur neuen Ausgabe von 'Black Ebony' eine Ausgabe von 'Juice', in der Hoffnung, dort eine Antwort auf meine Fragestellung zu finden. In diesem eher verwirrend gestalteten Heft jedoch scheint die Kenntnis dieser Ausdrücke bereits vorausgesetzt zu werden, so daß ich in meinen Erkundigungen noch keinen Deut weiter gediehen bin. Bitte teilen Sie mir doch mit, ob es einen kurzen und faßlichen Einstieg in diese aufregend klingende Welt gibt, etwa eine Time Life–Serie oder einen entsprechenden Lehrgang an der Hagener Fernuniversität, und ob es im Raume Düsseldorf nicht eine dem deutschen Hiphopverband assoziierte Seniorengruppe gibt. Ich verbleibe mit Dank im Voraus Ihr
mcnep
mcnep schrieb am 24.1. 2005 um 13:22:28 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Sehr geehrter Dr. Toschibar,
gestatten Sie mir erneut, einige Fragen an Sie zu richten. Ich beziehe mich auf meine Recherchen über das Gebiet der Hiphopkultur. Glücklicherweise habe ich in unmittelbarer Nachbarschaft eines unserer Mietobjekte eine Jugendbedarfshandlung gefunden, die mich mit einem Einsteigerlehrgang ausgestattet hat, wobei mir zuvor auch hilfreiche Winke anderer Blasterinsassen gangbare Wege aufgezeigt haben. Die noch sehr jungen Männer in der Jugendbedarfshandlung nun, deren knabenhafte und wie ich vermute durch die erforderte Alertheit des Sprayerhobbies elastisch dynamisierte Körper nicht unter übertrieben weiter Kleidung verborgen sind, eher scheint eine große Präferenz für enganliegende Trainingsjacken zu bestehen, diese jungen Herrlein mögen mich inzwischen kennen, wenn ich, gelegentlich am Ende eines Einkaufsgangs mit Tüten bepackt hereinächze und mehrenteils nach battleorientiertem Deutsch– und Türkrap frage. Sie mögen mich für einen onkelhaften Kauz halten, der danach in seinem sehr unpimpen Auto davonfährt, neue Erzeugnisse von Frauenarzt oder Taktloss 'auscheckend', wie man in diesen Kreisen zu sagen pflegt.
Wie sie sehen, verehrter Herr Toschibar, habe ich mir das Metier also begonnen, selbständig zu erarbeiten und beabsichtige im nächsten Monat im Rahmen einer kleinen Karnevalsfeier meines örtlichen Kegelvereins 'Roter König' die Cypher zu betreten. Bitte erhellen Sie doch bis dahin einige meiner nach wie vor unbeleuchteten Bildungsecken:
a) Styles, Skills, Flows und Beats habe ich inzwischen einigermaßen zu unterscheiden gelernt - was aber ist der flavour? Ist der sozusagen Natur - x, oder ist die Summe aller Skills verschiedener Flows bereits einem 'Flava' angenähert?
b) Was genau ist eigentlich die Cypher, in der gebattlet wird? Eine Art abstrakter Raum, ein Beschimpfungsholodeck vielleicht? Oder ganz konkret die Tanzböden, auf denen die jungen Musiker auftreten? Abgesehen von einem kurzen Eindruck eines sogenannten Beatbox-Konzertes, zu welchem Sie die Freundlichkeit hatten, mich auf einem meiner wenigen so genossenen Freigänge zu führen, sind mir solche Lokalitäten aufgrund meines Zustandes selbstredend verschlossen. Wenn ich die Cypher betreten will, welche Rolle spielt mein Schuhwerk?
c) Ein guter Freund, auch ansonsten nicht gänzlich unvertraut mit den nächtlichen Seiten des Lebens, riet mir unlängst, meine Beschränkung auf rein deutsches Battle-Liedgut aufzugeben und mich verstärkt der afroamerikanischen Szene zuzuwenden. Ich bin sehr unsicher. Besteht die Gefahr des hängenbleibens? Ab wieviel CD's eines 50Cent muß ich vor Grenzübertritten mein Auto aufräumen? Müßte ich zu meinem hervorragenden Webster von 1985, dem Partridge-Slang-Lexikon der 70er Jahre und meinem geliebt–skurrilen dreibändigen Flügel von 188und ein weiteres Übersetzungshandbuch hinzugesellen? Oder gibt es traduktorische wie auch hermeneutische Anlaufstellen im Internet?
d) Und eine letzte Frage noch, teurer Ratgeber, die zu stellen mir fast ein wenig unangenehm ist und es auch nur diesem gänzlich vertraulichen Charakters unseres Gespräches geschuldet ist, daß ich mich erfreche, ihre kostbare Zeit für dieses letzte zu beanspruchen: Unglückseligerweise habe ich mich vor einiger Zeit verleiten lassen, meine rudimentären Kenntnisse zu überschätzen und in unserer Geflügelzuchtverbandszeitschrift einige, im Grunde eher launig verstandene hexazyklische Punchlines in prosodischem Skill über einen illen Style gerappt. Ich griff dazu das verbandsintern vieldiskutierte Thema der Hennenverpilzung bei Stallübersäuerung auf und versuchte, es mit einigen privater gehaltenen Villanellen aufzupeppen, sagt man noch so? Jedenfalls kamen von Seiten einiger Verbandsmitglieder ziemlich üble Redisse, die zu rebattlen wiederum jedoch erst im nächsten Teil des aktuellen Juice–Lehrgangs besprochen wird. Meine Frage ist: Bin ich jetzt totgefickt? Ich habe das einmal im Falle eines Berliner MC's mitverfolgen können und scheue sehr vor diesem poehaften Gedanken zurück. Nein, niemals enden wie Fler...
Besorgt auf Antwort hoffend
Ihr
mcnep
mcnep schrieb am 24.1. 2005 um 17:31:46 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Allergeduldigster Herr Toschibar,
in wurmgleicher Beschämung trete ich erneut vor Sie, denn Ihr allerdurchlauchlichster Ratschluss, den Sie allergnädigster Weise so umgehend zukommen ließen, hat neue Fragen aufgeworfen. Sie anempfehlen mir, und ich zitiere Sie hier hoffentlich einigermaßen zutreffend »erstmal eine Runde zu chillen«. Eben dieser so oft gehörte und von seinen Verwendern so selbstverständlich geäußerte Ausdruck hat für mich eine flirrende Zweideutigkeit. Ich habe gehört, daß damit der aktive Konsum weicher Drogen gemeint sei. Nun dürfte ihnen selbstredend bekannt sein, daß ich diesbezüglich durchaus über die Bereitschaft wie die Möglichkeiten verfüge, jedwedem Nießbrauch–Ansinnen umgehend zu willfahren, doch ich meine, aus dem Wort chillen auch eine vager gefasste Verstandenheit des Begriffs 'entspannen' herauszuhören, eben etwas im Sinne von abkühlen, zur Ruhe kommen. Kann ich also bei einem gesellschaftlichen Ereignis bis zu einem gewissen Grad der Formalität davon ausgehen, daß die Aufforderung zum chillen der Einladung zum Konsum von Haschisch und Marihuana gleichzustellen ist? Und: Wer baut, wer zieht?
toschibar schrieb am 24.1. 2005 um 17:40:35 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Sehr geehrter Herr mcnep,
ich mache Sie darauf aufmerksam, dass ich Ihr behandelnder Arzt und durch diese Rolle damit beauftragt bin, Sie von Ihrem Leiden wenn nicht zu erlösen, so es doch erträglicher zu machen.
Aus dieser meiner Aufgabe ergibt es sich von selbst, dass - und ich möchte, dass dies ein für alle mal deutlich und klar und somit nie wieder zu beabsichtigten oder unbeabsichtigten Missverständnissen kommen wird, ich Sie niemals zum Konsum irgendwelcher Drogen animieren oder auffordern würde und werde. Wenn Sie aus ärztlicher Sicht Dorgen benötigen, dann werde ich Sie Ihnen verabreichen lassen.
Nun zu Ihrer Frage: Chillen ist in etwa gleichzusetzen mit entspannen, aber es ist eine besondere Art des Entspannens, man kann beim Chillen beispielsweise auch den Flavour checken.
Einige fehlgeleitete Jugendliche meinen, mit dem Konsum weicher Drogen besser chillen zu können, was aber aus medizinischer Sicht eine rein subjektive Wahrnehmung und Sinnestäuschung ist.
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