Nachtschleifen
Bewertung: 3 Punkt(e)Das in den Straßen verhallende Geräusch hat mich schon oft in den Schlaf begleitet und ich sehe es gerne, wenn die Häuserfassaden auf dem nächtlichen Heimweg in diesem fahlblauen zuckenden Licht so tun, als wollten sie vor- und zurückspringen um einen ahnungslosen Fußgänger zu ergreifen wie die Erynien. Dabei sitzt der Schweißer recht gelassen in seinem kleinen Kasten und läßt den Lichtbogen tanzen, wenn er fertig ist fahren sie mit der Schleifmaschine über die ausgebesserte Stelle der Strassenbahnschiene und stehen im Funkenregen als wäre das nichts, umtobt von diesem strengen, zischend- gellernden Geräusch. In diesem Moment erscheinen sie mir wie soeben aus den Sphären herabgestiegen um mal zu schauen, was die Menschheit in der Stadt so treibt und einmal wurde ich angesprochen weil ich wie gebannt am Hackeschen Markt stehengeblieben war und mich von diesem promethischen Anblick gar nicht lösen wollte. »Geht es ihnen gut?« Aber ja doch, es könnte gar nicht besser sein... Wenn sie fertig sind, werfen sie ihre Sachen in den Gerätewagen und genehmigen sich noch eine Stulle, dann sind sie weg und überlassen den gewöhnlichen Strassenbahnen wieder das Gleis. (Nichts gegen die Tram, bei Jahnn tritt die sogar im Theater auf, um die Kurven quietschend wie eh und jeh ...)