Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Nachtoderfahrung«
Der Junge von nebenan schrieb am 31.7. 2009 um 15:41:21 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Du kommst in einem Zugabteil wieder zu dir, schaust aus dem Fenster und siehst nur einen diffusen Nebel. Du schaust dich um und entdeckst Mitreisende aus aller Herren Ländern. Alle erzählen begeistert von ihren Leben und wie sie sich das Leben nach dem Tod vorstellen. Es werden Meinungen ausgetauscht, gelacht und gespottet, doch aus irgendeinem Grund bist du der einzige der sich nicht an den Gesprächen beteiligen kann. Jedesmal wenn du versuchst den Mund zu öffnen, verlässt entfleucht ihm nicht der leiseste Ton.
Du wartest erstmal ab. Irgendwann erscheint ein Schaffner und ruft einen Namen auf :»Herr Shankar Kumar Gupta? Es ist soweit, bitte nehmen SSie ihre Erinnerungskoffer und folgen Sie mir bitte. Wir ereichen gleich Ihren persönlichen Himmel!«
Ein indisch gekleideter Herr steht in der Reihe vor dir auf, hantiert kurz mit ein paar seltsam anmutenden Koffern und folgt dem Schaffner aus dem Abteil.
Du versuchst aufzustehen, doch deine Hintern scheint auf dem Sitz festgeschweisst zu sein.
Mit der Zeit kommen und gehen viele Leute, doch an deinem Schicksal ändert sich nichts. Du scheinst verdammt dazu zu sein, den Leuten bei der Schilderung ihrer Lebensgeschichten und Jenseitsvorstellungen zuzuhören, anscheinend für die Ewigkeit. Dir beginnt zu dämmern, dass deine zu Lebzeiten dir so klug vorgekommene Meinung, dass es kein Jenseits gäbe, sondern nach dem Tod alles vorbei sei, vielleicht doch nicht so überaus clever von dir war.
Du bist verdammt...
Antje Schulte schrieb am 25.4. 2011 um 15:14:07 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
meine war recht merkwürdig, schwer zu beschreiben. Ich versuchs einfach mal.
Ich hab eigentlich nur dieses Poltern wargenommen, als die tropfnasse schwere Friedhofserde beim Zuschaufeln meines Grabes auf den Sargdeckel fiel.
Es hat die ganze Zeit geregnet, ununterbrochen.
Klar, Antje Schulte wird beerdigt, da weint sogar der Himmel. Regnet es bei Beerdigungen nicht immer. Eines von Murphys Gesetzen denk ich mal.
Sonst spürte ich allerdings gar nichts, auch nicht Panik, die mich eigentlich in diesem Moment mit Händen und Füßen gegen den Sargdeckel über mir hätte trommeln lassen, gleichzeitig laut um Hilfe schreiend.
Nein eine Leiche hat keine Emotionen mehr, keine Gefühle und schon gar keinen Überlebenswillen mehr. Welches überleben, ich bin tot. Und den Willen zu leben habe ich schon vor drei Tagen nicht mehr gehabt. Als ich mir ohne zu zögern mit einem scharfen Edelstahlmesser die Pulsadern aufschnitt, an beiden Handgelenken. Sicher ist sicher.
Das Poltern über mir war eigentlich die einzige bewusste Wahrnehmung.
Sehen und fühlen konnte ich nichts. Meine Augen waren geschlossen, davon ab war es stockdunkel hier unten im Sarg. Nichts fühlen - doch da war etwas. Ganz kurz war mir, als sacke mein Inneres nach unten, in den Rücken.
Ich weiß klingt komisch, aber so hat sich das kurz angefühlt. Meine Organe waren ja nur noch haltloses, totes Gewebe. Die Muskeln erschlafft. Also sacken die Innereien und was noch so an Flüssigkeit in mir ist der Schwerkraft folgend nach unten.
Soweit medizinisch logisch, aber nicht zu erlären warum ich ausgerechnet das spürte, wie meine Inneres in sich zusammensackte.
Aber das war auch nur kurz und auch das Poltern war schnell vorbei.
Als die erste geschlossene Schicht Erde auf dem Deckel lag, dämpfte sie natürlich jegliches Geräusch. Außer Dunkel war es jetzt endlich auch Still, totenstill bildlich gesprochen.
Nur noch Dunkelheit, Stille und Frieden, das war es, was ich vor drei Tagen herbeigesehnt hatte, als meine Herz mein Blut aus den augetrennten Handgelenken herauspumpte bevor es aufhörte zu pumpen.
Die Kälte am Ende, kurz vor der Ohnmacht aus der ich kurz darauf nahtlos in den Tod überglitt war die letzte Lebendempfindung.
Ja bis ich wieder dieses Poltern hörte, als die Nasse Erde auf den Sarg geworfen wurde und eben dieses eigenartige Gefühl (?) des innerlichen Zusammensackens.
Seltsam, ja, aber wer kann das beurteilen.
Außer wenn man Nachtoderfahrung hatte.
Baumhaus schrieb am 30.7. 2009 um 20:12:50 Uhr zu
Bewertung: 5 Punkt(e)
Als sie gestorben war und ich die Menschen um mich herum in Tränen und lautes Schluchzen ausbrechen sah, dachte ich bei mir: Warum brichst du selbst denn nicht in Tränen und lautes Schluchzen aus? Es wäre der Situation doch mehr als angemessen, ja, es wäre beinahe Verpflichtung. Sieh doch, wie sie sich in den Armen liegen, wie sie um Fassung ringen. Wie sie erschlagen sind von der großen Ungerechtigkeit. Die junge Frau ist gestorben, sie, ausgerechnet sie, die so großen Grund zur Hoffnung auf ein besseres Leben hatte.
In der Tat glaube ich bis heute, daß man es mir übel genommen hat, so ohne Regung und Rührung dazustehen, während die ganze Welt zusammen zu stürzen schien. Daß man mich als kalt und abweisend empfindet, als jemand, der nicht fühlt.
Ich mied es, ihr Grab zu besuchen. Während die anderen in den ersten Wochen nach der Beerdigung regelmäßig hingingen und lange davor standen, weinten und den Kopf schüttelten, mied ich diesen Ort, soweit es möglich war.
Mißtrauen strömt mir nun von ihnen entgegen. Ich habe mich entfremdet, habe gezeigt, daß ich nicht zu ihnen gehöre, weil ich scheinbar nicht mit ihnen litt. Wie litten und weinten sie auch noch später, wie tief hatte sie dieses Ereignis geprägt! Aber ich schien außen vor. Der Sonderling, der seinen Weg geht, beharrlich und doch kühl wie ein Fischlein.
Vielleicht ist es das, was mich zu der Auffassung brachte, nur in der Absonderung könne es Heil geben: Die Nachtoderfahrung.
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