Mussab-al-Zarqawi-hat-meine-Oma-auf-dem-Gewissen

Das kam so: Oma ist letzte Woche nach Bagdad geflogen, weil sie mal ausspannen wollte, wie sie sagte. Sie arbeitete ja immer noch halbtags als Grüne Dame in der Martin–Niemöller–Klinik , obwohl sie erst letzten Herbst neue Hüftgelenke bekommen hatte. Wir haben sie natürlich gefragt, warum sie nicht wieder nach Bad Berleburg fährt, da hatte es ihr die letzten Jahre eigentlich immer ganz fluffig gefallen. Sie aber nein, ihr geliebtes Hotel Lahnperle sei im Augenblick wegen Renovierung geschlossen und von Bagdad würde man immer so viel hören – sie sagte Badgad, inzwischen glaube ich auch, dass das alles ein Mißverständnis war – und wir hätten ja nur Angst, dass hinterher nicht mehr genug zu erben bliebe, das meinte sie natürlich nicht so, aber sie hatte immer ein loses Mundwerk. Anfangs scheint es ihr auch ganz gut gefallen zu haben, obwohl sie bei einem Anruf mal meinte, mit der Infrastruktur sei das alles noch nicht so weit her und wenn die in die EU wollten, müssten die sich noch ganz schön anstrengen. Dann haben wir eine Woche nichts von ihr gehört, aber irgendwann rief sie dann wieder an und erzählte, sie hätte einen netten jungen Mann getroffen, wir sofort: »Omi!« aber sie meinte, nicht was wir dächten und wir sollten nicht soviel Privatfernsehen schauen, aber sie sei doch in diesem Video–Kreis bei der Seniorenhilfe und seit den 50ern macht sie ja Schmalfilm, mit Normal8 hat sie damals noch angefangen, das kennt heute kein Mensch mehr, Ja und dieser Mann würde sich da auch sehr für das Thema interessieren, er sei sehr höflich und wir sollten uns keine Gedanken machen aber sie würde noch eine Woche in Badgad dranhängen. Ja, und das ist jetzt fast einen Monat her. Inzwischen kam ein Prospekt vom Hotel Lahnperle, da stand, dass der Umbau abgeschlossen sei und Stammgäste einen zwanzigprozentigen Willkommensnachlass bekämen. Hinterher ist man immer klüger. Und ehrlich gesagt: So toll finde ich Omas Filme gar nicht.