Mit-der-Spinne-gebadet
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Gleich zweimal geschah es an mir an zwei aufeinander folgenden Tagen. Das ist aber ein schlechtes Omen, so dachte ich mir. Schon einmal erlebte ich mit Dreizehn, da mir ein noch grösseres Spinnentier als meine istzeitlichen Badewannentiere quer übers Gesicht kroch. Sie kündigte mir Unheil an und es hat sich sowohl als auch hernach ereignet. Autsch. Aber Wasser auslassen nur wegen etwas, dass sechs Füsse mehr hat als ich und sich im trüben Seifenwasser nicht mehr finden lässt, ach, das wollte ich dann auch nicht. Und so badeten wir zusammen, ich und die Spinne. Ungemütlich wurde mir das schon, wegen der Gedanken ! Das Wasser war trübe von Seife und Dresdner Essenz love letter Badesalz, ich suchte den kleinen Gast darin, fand ihn nicht mehr und trübe hing ich meinen Gedanken nach. An allen meinen Enden und Löchern und auch an allen Ritzen fühlte ich arge Bedrängnis, die von diesem Spinnentier ausgingen. Die zarten Harfenklänge verstummten. Im Geiste sah ich mich tagelang mit Spinnenbein herumlaufen, eingeklemmt zwischen meinen immer noch jugendlich festen Backen hinten, oder schlimmer noch vorne, da könnte sie doch hineingeraten wie ein kleines Schiff in einen Strudelwassersog, und sie würde mit ihren schwarzen Beinen steckenbleiben und dort fossilieren, an mir dran ! Und heute,fast zeitgleich schon wieder fast der gleiche Ablauf. Ich liege ausgestreckt und grabessenkrecht ätherisch frisch bedampft mit halb geschlossenen Lidern im heissen Nixenwasser und denke an Harfen, die schöne athletische junge Männer für mich spielen, da kommt sie heimtückisch angesponnen mit nichts als einem Faden und baumelt mir direkt vor die Nase. Die halbgeschlossenen Lider öffnen sich und ich bekomme Augen so gross wie Buslenker, ein Fehler in der Matrix ? Anders als beim ersten Mal durfte sie nicht schon wieder in mein Nixenwasser, denn dieses Mal hatte ich einen Waschlappen und damit habe ich sie eingeschlagen wie man eine Hefegolatsche einschlägt und hab sie auf´s Handwaschbecken abgelegt, daraus die Spinne mal was lernen sollte, von wegen Pferdschaf´s gute Ruhe in seinem Allerheiligsten stören zu wollen zu dieser Zeit und Stunde !
Ich bade furchtbar gerne, so ein Wüstenstaat, da mit sich mit Sand waschen muss, das würde mir heute nicht mehr gefallen. Jedoch finde ich es seltsam und irgendwie nicht richtig, dass das Wasser mit dem ich mich wasche und bade und mein Haus putze, auch das Wasser ist, das ich trinken soll.
Manchmal, wenn ich besonders mutig bin, dann lauf ich zum Hausbrunnen, schöpfe mir dort das Wasser und trinke es. Wirklich, ich habe dabei immer das Gefühl, ich tue etwas verbotenes, woher hab ich das nur ? Wer mir diese Frage zu meiner vollsten
Einsicht erklären kann, dem schenke ich ein goldenes Fingerhütlein.