Minigolf
Bewertung: 3 Punkt(e)Nach dem Minigolf gab es immer ein Eis vom Minigolfeintrittskartenverkaufseingangshäuschen, das nach dem Frust des Minigolfers auch bitter nötig war: Eine Bahn war schief, so dass der ursprünglich geradlinig rollende Ball sich im Laufe seiner Bewegung in Form einer Bananenflanke vom Loch abwandte. Auf einer anderen Bahn war der Boden für jede vernünftige Ballbewegung unberechenbar erodiert. Die nächste Bahn hatte so ein Bauwerk in der Mitte, unter dem ein ballbreiter Tunnel hindurchführte und in dem der Ball selbstredend genau in der Mitte liegen blieb. Ein weitere Bahn war schon halb unter mit Herbstlaub unterfüttertem Gestrüpp verschwunden, in das sich der schwungvoll abgeschlagene Ball unauffindbar vergraben konnte. Der Höhepunkt war natürlich immer die Weitschlagarena mit dem Zaun ohne Hammerwerfer in der Ferne und dem zu neun Zehnteln eingebuddelten Autoreifen als Abschlagshügel. Umso schlimmer ist es, wenn man gerade hier versagt, wenn man nur das Sausen des eigenen Schlägers in der Luft hört und das Klacken des getroffenen Balls fehlt oder das Ding mit roher Gewalt ins Gummi knallt und der Ball im wahrsten Sinne des Wortes unbewegt ob dieses Tohuwabohus bleibt. Die Fassung geht spätestens beim gnädig zugesicherten dritten Versuch flöten, bei dem der Ball sich endlich regt und ganz etepetete vom Reifen tropft, um einen halben Meter vor den eigenen Füßen liegen zu bleiben, und man möchte den Schläger vor Wut in den Acker hämmern und pfeift jetzt schon auf das Eis, das nur noch drei Bahnen entfernt ist. Die Schrecken des Minigolfs haben schon gereicht, um niemals in die Profiliga zu wollen, vom Minigolf zum Golf. Einmal jedoch hatte ich mich überreden lassen, zu viert anderthalb Stunden mit englischem Golfeinführungstrainer für siebzig Mark. »Sowas machen wir ja sonst nicht mit so vielen. Nur Einzelunterricht. Und so billig ist es auch nur heute, sozusagen als Schnupperstunde zum Kennenlernen.« Ich dachte mir, Golf hin oder her, da ist ja noch immer der schöne grüne Rasen und die anmutigen Hügel, dann gehe ich halt ein paar mal auf und ab und hau mal hier und da auf den Ball ein und schlendere wieder durch die warme Sonne, in der die Vögel singen. Wie entsetzt war ich dann, festzustellen, dass es einen separaten viel kleineren viel schlechter gemähten und überfüllten Trainungsplatz hinter dem Clubhaus gab, auf den wir Golfnieten erst einmal verbannt wurden. Der Trainer lud uns danach natürlich herzlich ein, wieder zu kommen und tüchtig in pädagogisch und pekuniär intensiviertem Einzelunterricht zu üben. Als er sah, wie ich nur desinteressiert und abwesend in Richtung der entgangenen anmutigen Hügel blickte, setzte der Lump noch einen drauf und fing an, von »Platzreife« zu faseln. Ich entschied mich im Handumdrehen, die Verhinderung seines privaten Bankrotts den Besitzern des Oberklasseblechs auf dem clubeigenen Parkplatz zu überlassen. »Platzreife«! Pah!