Letzte-Rose
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Heute ist alles anders als sonst. Auf meinem Platz am Frühstückstisch wartet die letzte Rose auf mich. Es ist tatsächlich die letzte Rose dieses Jahres, es gibt keine einzige Knospe mehr.
Mein Mann hütet seinen wunderschönen Rosenstock wie seinen Augapfel. Er hat schon tausend wirklich schöne Fotografien von seinen Rosen gemacht, die in Bilderrahmen in der ganzen Wohnung herum hängen. Er hat aber noch nie eine geschnitten, um sie vielleicht mir zu schenken.
Sein Herz muss geblutet haben, als er ausgerechnet seine letzte Rose geopfert hat, um mir eine Freude zu machen. Dafür bedanke ich mich bei ihm mit einem langen, leidenschaftlichen Kuss und drücke ihn dabei fest in meine Arme. Meine Hände fahren unter sein leichtes T-Shirt, das er wahrscheinlich heute auch das letzte Mal anhat, bevor der Winter kommt.
Ich streichele begehrend seinen schlanken Oberkörper, was nicht ohne Wirkung bleibt. Er schmiegt sich so fest an mich, dass ich seine Erregung spüre. Die fegt seine sprichwörtliche Beherrschung hinweg, und er reißt mir die Bluse vom Leibe. Seine Hände umfassen meine Brüste und seine Lippen liebkosen die zarten Spitzen. Als meine Fingerspitzen sich vortasten, um die Kraft seiner Liebe ja nicht versiegen zu lassen, nimmt er mich auf beide Arme und trägt mich ebenso mühelos wie noch vor einigen Jahren die ganze lange Treppe hinauf ins Schlafzimmer.
Wir lieben uns lange und leidenschaftlich. Ein Mal ist nicht genug, an diesem herrlichen Tag. Ich fordere ihn ein zweites und ein drittes Mal. Ziemlich abgekämpft lächelt er mich an: »Sie soll Rosi heißen.«
So sicher war er sich noch nie in unseren fünf kinderlosen Ehejahren. »Ja, sie wird Rosi heißen.« Flüstere ich etwas erstaunt. Und sie heißt tatsächlich Rosi.