Leichenhaare
Bewertung: 4 Punkt(e)Dem Nasenhaarschneider, einem preiswerten Modell einer namhaften Kaffeemonopolisten, lagen acht einzelne Gebrauchsanweisungen von ehrfurchtgebietender Polyglossie bei. Ich habe die niederländische 'handleiding' behalten, und das auch nur der Sprache wegen, was soll so ein Nsenhaarschneider schon weiter können als schneiden (brummt) oder nicht schneiden (brummt nicht)? Aber das war ein Fehler, denn gleich in einem der ersten Sätze wurde ich über den Verwendungszweck informiert: »De trimmer is ontwikkeld voor het trimmen van lichaamshaaren in neus en oren.« Das wäre an und für sich bloß eine reichlich redundante Information, etwa so, als begänne eine Autobetriebsanleitung: »Dieses Auto wurde für die Fortbewegung auf Straßen entwickelt.« Das eigentlich Perfide, der negative Hook sozusagen steckt aber in den 'lichaamshaaren', einer Bezeichnung für Körperhaare, die ihre gemeinsame germanische Wortwurzel mit dem Leichnam, der ja auch die entseelte Körperhülle bezeichnet, so garstig offenbart, dass mir die Nasenhaarrasur, die ohnehin zu den am schwersten lastenden memento mori für alterndeHomosexuelle zählt, künftig wohl auf ewig als ein Akt der Leichenkosmetik erscheinen wird.