Lebensmenschen
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Lebensmenschen sind mir im Wort zum ersten Mal bei Thomas Bernhard begegnet (ich glaube, in »Wittgensteins Neffe« - neben den 5 autobiographischen Texten einem seiner persönlichsten und »weichsten« Bücher).
Bernhard versteht darunter den einen Menschen im eigenen Leben, ohne den man nicht überlebt hätte, und ohne den das Leben auch nicht lebbar und wenigstens überlebenswert gewesen wäre. In seiner Biographie und in seinem Verständnis ist das kein Mensch aus der eigenen Kernfamilie, vielmehr gerade jemand, der einen vor deren Schrecken wenigstens ein bisschen rettet; es kann ein Großvater (wie bei ihm), eine Patentante, ein Großonkel oder auch ein Nicht-Verwandter sein.
Der »Helfende bzw. Rettende Zeuge« bei Alice Miller kommt dem ganz nahe, was Bernhard mit Lebensmenschen meint.
Ich weiß noch, dass ich von dem Bild des Lebensmenschen bis zu Tränen berührt war, und ich bin heute noch dankbar, dass Thomas Bernhard im 'Lebensmenschen' seinen Lesern gestattet hat, einer großen Liebeserfahrung zu begegnen.
Natürlich wünsche ich jeder & jedem, dass es im eigenen Leben auch einen Lebensmenschen gibt.