Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Kriegsgegner«
wuming schrieb am 17.3. 2003 um 20:41:25 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
bitte weitersenden: »storm the studios«
12 14.03.2003 Vogelsang Pazifistische Lauffeuer Start Service Recherche MEDIENTAGEBUCH www.tag-x.de oder: Das Internet als Plattform der Kriegsgegner Als der ehemalige US-Marine Offizier Ken O´Keefe auf den Internetseiten des alternativen Mediennetzwerkes Indymedia ankündigte, er werde zusammen mit einem Freund nach Bagdad fahren, um als menschlicher Schutzschild zu dienen, erreichten ihn Dutzende Emails von Leuten, die sich ihm anschließen wollten. Innerhalb kürzester Zeit wurde aus dem ursprünglichen Zwei-Mann Unternehmen eine weltweit beachtete Friedenskampagne, die seitdem unter der Adresse www.humanshields.org operiert. Derzeit befinden sich rund 150 Internet-rekrutierte Friedensaktivisten im Irak. Während es unwahrscheinlicher wird, dass sie dort noch nach Kriegsbeginn bleiben, zeigt Human Shields, wie schnell bei genügend Publicity und direkter Kontaktaufnahme zum Initiator aus einer Idee eine Bewegung werden kann. Wenn es, wie Noam Chomsky bemerkte, niemals zuvor Zeiten gegeben hat, in denen eine solch massive Opposition gegen einen Krieg statt fand, bevor dieser überhaupt angefangen hat, ist das eben auch ein Verdienst des Internets. Die Möglichkeit, Informationen mit quasi Lichtgeschwindigkeit zu verteilen, ohne die Hürden schwergewichtiger Bürokratie oder finanzieller Unkosten passieren zu müssen, hat das World Wide Web zu einem vitalen Werkzeug für Kriegsgegner gemacht. Besonders dort, wo die öffentliche Meinung sich von den üblichen Medien unterrepräsentiert fühlt - beziehungsweise es wie im Falle der USA starke Diskrepanzen gibt - formieren sich die »Underground Press« Aktivitäten im Netz zu einer Art Gegenöffentlichkeit. Bereits im ersten Golfkrieg etablierten sich unabhängige Nachrichtenplattformen im noch wenig populären Internet. Unter ihnen ist Mediaworkers against War (www.mwaw.org) nach wie vor eine der größten alternativen Ressourcen zum Thema Irak-Krieg und dessen Anti-Bewegung. Das Bedürfnis nach Informations- und Erfahrungsaustausch hat auch eine private Gemeinschaft von Bloggern heranwachsen lassen. Blogs sind meist täglich auf den neuesten Stand gebrachte, tagebuchähnliche Webeinträge zu bestimmten Themengebieten, die von Außenstehenden kommentiert werden können. In den Auseinandersetzungen nach dem 11. September entstanden die ersten Warblogs, die einen Angriff auf Afghanistan befürworteten, und gleich darauf als Reaktion die Bewegung der Anti-Warblogger. Letztere verfolgen intensiv die Aktivitäten ersterer (warbloggerwatch.blogspot.com) und dominieren inzwischen die »Blogosphere«. Gemeinsam mit den individuellen Webbloggern, die zum Teil aus renommierten (und von den Mainstream-Medien frustrierten) Journalisten bestehen, bilden sie ein verzweigtes Meinungs- und Informationsnetzwerk. Regierungserklärungen werden auf Diskrepanzen untersucht, Falschmeldungen der Mainstream Presse als solche entlarvt, Übertreibungen und Stimmungsmacherei relativiert. Jeder kennt unter den Bloggern jeden, jeder zitiert jeden und vor allem kontrolliert jeder jeden und trägt zu einer relativen Faktentransparenz bei. Aus dem Umfeld der pazifistischen Info-Junkies und Bloggingnetzwerke kommen auch die ersten zielgerichteten Proteste. Deren simpelste Form dürfte wohl jedem bekannt sein: Einmal pro Woche mindestens flattert eine Petition zum Unterzeichnen und Weiterleiten in die hauseigene Mail-Inbox. Die neuste Petitionsidee wurde von Dr. Helen Caldicott in Umlauf gebracht und darf als Reaktion auf die kürzlich kulminierende Berichterstattung über George W. Bush als missionarischen Christen verstanden werden. Sie richtet sich an den Kriegsgegner Papst Johannes Paul II. persönlich, der dazu aufgefordert wird, mit seiner physischen Präsenz in Bagdad als ultimativer menschlicher Schutzschild zu dienen, da er das einzige Ziel sein dürfte, das die amerikanische Regierung nicht wagen wird anzugreifen. Neben Petitionen und Protestmails wurden im Netz auch die Initiativen wie Poets against War und Not in our Name geboren, die auf prominente Unterstützer zurückgreifen können und einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht haben. Der Vorteil liegt dabei klar auf der Hand. Zündende Gedanken Einzelner fangen bei anderen Feuer und werden mittels interaktiver Kreativität sofort weitergesponnen und ergänzt, bis sie ausgefeilte Kompakt-Programme sind. Aktionen kommen nicht nur als Ankündigung daher, sondern bieten gleichzeitig auch logistische Lösungen für Transport und Unterbringung der Teilnehmer, samt Publicity-Paket mit runterladbaren Flyern, Postern und Postkarten. Bis zur letzten Minute können Pläne revidiert und Aktionen dirigiert werden. Deutlich zeigte sich die globale Dynamik des organisierten, politischen Protests via Internet, als es den Organisatoren gelang, am 15. Februar zu den bisher weltweit größten Friedendemonstrationen aufzurufen. Im australischen Melbourne begann, was zwölf Stunden später in San Francisco endete: 10 bis 15 Millionen Menschen in Hunderten von Städten nahmen an den internationalen Kundgebungen teil. Drei Wochen später, am 6. März, organisierte Win without War (www.winwithoutwars.org) einen virtuellen Marsch auf Washington. Zehntausende Amerikaner hatten sich im Vorfeld bei der Initiative registriert und sich verpflichtet, mit Protest-Emails, Faxen und Telefonanrufen bei Abgeordneten und der amerikanischen Regierung gegen den drohenden Einmarsch im Irak zu protestieren. Am Ende waren es mehr als eine Million Teilnehmer, die die Bürgersprechstelle des Weißen Hauses lahm legten und die Telefone der Kongressmitglieder im Sekundentakt klingeln ließen. Win without War nahm dabei die von www.Moveon.org entwickelte Aktions-Software in Anspruch, die dem Interessenten eine einfache Beteiligung ermöglicht und ihn nach geografischem Einsatzgebiet mit allen notwendigen Informationen versorgt. MoveOn ist dank des technischen Know-hows seiner Gründer der nächste Schritt auf dem Weg online aktivistische Kräfte zu mobilisieren und zu koordinieren. Sie bilden aus dem Potenzial Einzelner Interessengruppen, die sie zunächst auf virtueller, dann auf lokaler face-to-face Ebene zusammen führen. Die lokalen Gruppen kommunizieren untereinander durch Mailing-Listen, Foren und Webseiten. Sie unterhalten eigene, lokale Pressekampagnen und nutzen Taktiken des Guerilla-Marketings um überregional auf sich aufmerksam zu machen. Ihr Ziel ist es, sich in die etablierten Medien zu katapultieren und ihre politischen Repräsentanten direkt anzusprechen. MoveOn überwindet damit die letzte Grenze zwischen der technisch versierten »Techie»-Welt und den bisher eher web-laienhaften agierenden Aktivisten. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die vitalste Friedensbewegung vor allem aus den Gefilden der Globalisierungsgegner kommt, die sich von vornherein das Internet als Handlungsinstrumentarium zu eigen gemacht haben. Trotz der unzähligen Aktionen ahnen die Online-Kriegsgegner, dass sie einen Krieg letztendlich nicht werden verhindern können. Weltweit wappnen sie sich für den Tag nach Kriegsbeginn mit Aufrufen zum zivilen Ungehorsam. Auch in Deutschland brennen die Drähte heiß - www.resistthewar.de organisiert vorab Sitzblockaden an der US-Airbase in der Nähe von Frankfurt. Indymedia (de.indymedia.org) und No War Logo (www.no-war-logo.org) bieten vom User ergänzbare Terminübersichten über laufende und kommende Proteste. In aller (weisen?) Voraussicht sind die Domain-Namen www.tag-x.de, www.tag-x.tk oder www.endthewar.org schon lange reserviert. Sie stehen in ihren Strukturen ähnlich startbereit wie die amerikanischen und britischen Truppen am Golf.
solarschule schrieb am 17.2. 2003 um 02:07:54 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Antikriegsbewegung: Quo vadis?
Peter Nowak 16.02.2003
Nach der Großdemonstration vom Wochenende stellt sich die Frage nach der
Perspektive der neuen Antikriegsbewegung in Deutschland
Zeitweise ging nichts mehr am Samstag Nachmittag in Berlins Innenstadt. Die
Menschenmassen, die gegen einen Irakkrieg demonstrierten, die Teilnehmerzahlen
schwanken zwischen 100.000 und 500.000, wichen in Nebenstraßen aus, so dass die
gesamte Innenstadt in der Hand der Kriegsgegner war. Daher bestimmte auch
Zufriedenheit mit dem Verlauf des Tages die Debatte prominenter Kriegsgegner, die
sich am Samstagabend mit der Frage beschäftigten, welche Perspektive die reaktivierte
Antikriegsbewegung haben soll.
Die Diskussion fand im Rahmen der ebenfalls reaktivierten Initiative Künstler in Aktion/
Künstler für den Frieden statt. Selbst unter dem Eindruck der Großaktion mischten sich
Fragen und Zweifel über die Kontinuität der Bewegung in die Statements. So merkte der
langjährige Mentor der christlichen Friedensbewegung Heinrich Fink kritisch an, dass ein
Teil der Demonstranten am Samstag ohne den kriegskritischen Diskurs der Bundesregierung
nicht auf die Straße gegangen wäre.
Nicht wenige Parolen scheinen diese Einschätzung zu bestätigen, die am Podium von der
ostdeutschen Schriftstellerin Daniela Dahn unterstützt wurde. Mit ihrem vom Weltsozialforum
von Porto Alegre importierten Vorschlag, Waren und Filme aus den USA zeitweise zu
boykottieren, bekam sie nur von einer Minderheit Applaus.
Die Mehrheit hielt es mit dem Buchautor und Journalisten Jürgen Elsässer, der in einem
Umstieg von Mac Donald zu Wienerwald keinen Beitrag zur Kriegsverhinderung sah. Unter
großen Beifall rief er die Antikriegsbewegung auf, vom Protest zum Widerstand zu gehen und
dabei neben Militäranlagen auch wieder die Springerpresse zu boykottieren, die wie in den
60er Jahren des letzten Jahrhunderts auch heute wieder Kriegspropaganda betreibe.
Diese Differenzen, die in der abendlichen Debatte nur angerissen wurden, dürften die
Antikriegsbewegung in der nächsten Zeit beschäftigen. Die Frage, ob sie der Regierung den
Rücken stärken soll, ist in der buntscheckigen Bewegung äußerst umstritten. Vor allem linke
Gruppen bestehen auf einer Distanz zur eigenen Regierung. Sie interpretieren die Politik von
Bundeskanzler Schröder nicht als Ausdruck gesteigerter Friedensliebe, sondern der
Vertretung eigenständiger deutscher Interessen und verweisen auf das militärische
Engagement der Bundesrepublik in Jugoslawien vor wenigen Jahren. Einige linke
Splittergruppen, die noch gegen ein Engagement Deutschlands auf den Balkan auf die Straße
gegangen sind, sehen die Antikriegsbewegung gar als Feind und haben sich auf die Seite der
USA geschlagen.
Kommentare:
aber bitte nicht so (digitaluhr, 17.2.2003 1:02)
combattons l'impérialisme! (displayer, 17.2.2003 0:12)
Conspiracy? (Alfred Tetzlaff, 16.2.2003 23:40)
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stopthewar schrieb am 15.2. 2003 um 09:20:30 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Schändliches Vermächtnis
Michaela Simon 15.02.2003
Steht Kriegsgegner Sean Penn auf einer Schwarzen Liste?
Schauspieler haben das Recht und auch die Pflicht zu sagen, was sie denken. Aber
so viele von ihnen - Sarandon, die ich respektiere, ausgenommen - kommen
entweder geistlos oder unbeherrscht rüber. Sie stellen Bushs Intelligenz in Frage
oder sie höhnen und belfern. Sie erwecken keinen besonders reifen Eindruck; sie
klingen, als hätten sie die Komplexität der Lage nicht erfasst. Diese Verseuchung
des Themas und der linken Positionen durch Stars und die üblichen Verdächtigen
lässt viele denken: Da will ich nicht dazugehören.
Camille Paglia im Interview mit Salon.com
»Woody, Babs, Jessica, Sean: Yankee doodle dandies they ain't. « spöttelte die
regierungstreue Washington Times schon im Oktober letzten Jahres über Hollywoods
Koalition der Unwilligen. Und man muss der für ihre rauen und oft recht einseitigen Worte
bekannten Camille Paglia schon recht geben, denn bei aller Sympathie für die Kriegsgegner:
der eine oder andere Prominente ließ sich im Eifer des Gefechts zu nahezu Stoiber'schen
Versprechern hinreißen. Barbra Streisand (Babs) hatte zwar nicht wie unser »Edelmann« den
Präsidenten als Herrn »Bus« bezeichnet (vgl. Wir wollen doch jetzt nicht über Freising
reden), wohl aber Shakespeare falsch zitiert und Saddam einen »Iraner« genannt. Uuh....Harry
Belafonte soll Colin Powell mit einem Plantagensklaven verglichen haben, der seine
Grundsätze verkauft habe, um im Hause des »Masters« zu leben. Und Jessica Lange soll gesagt
haben, dass sie George Bush (oder Bus?) »hasse«.
Das ist zugegebenermaßen ..»emotional«, »typisch Schauspieler« oder wie die Washington
Times meint (wahrscheinlich weil sie das Ganze so ätzend findet): »high-profile vitriol«.
Mehr als 4000 Stars haben die Erklärung »Not in Our Name« unterzeichnet, die in der Los
Angeles Times und in der New York Times veröffentlicht wurde, darunter Susan Sarandon,
Jane Fonda, Martin Sheen, Tim Robbins, Ed Asner, Marisa Tomei, Danny Glover, Kim
Basinger, Helen Hunt, Olympia Dukakis, Woody Harrelson, Jonathan Demme und Sean Penn.
Letzter hat außerdem 56 000 Dollar für eine ganzseitige Anzeige in der Washington Post
ausgegeben, in welcher er den Präsidenten u. a. bittet, Amerika zu retten, bevor er (Bush) "ein
Vermächtnis der Schande und des Horrors" hinterlasse.
Die Dekonstruktion ziviler Freiheiten, welche Ihre Regierung vornimmt,
widerspricht dem Kern Ihres behaupteten Patriotismus
Jean Penn
Der Schauspieler und Filmemacher, der schon auffiel, als er einen Beitrag zu der
französischen Produktion 11 mal 11 beisteuerte (vgl. Die UNO ist einfach korrupt!), war
im Dezember drei Tage im Irak, um seine Haltung zu demonstrieren und, wie er selber sagte,
als »Patriot und Ermittler«.
Jetzt verklagt der Schauspieler den Produzenten Steven Bing; jener habe das Filmprojekt
»Why men shouldn't marry« mit Penn fallen gelassen, weil er, Penn, wegen seiner
Anti-Kriegs-Aktionen auf einer »Schwarzen Liste« stehe, vergleichbar mit der Schwarzen
Liste zur Zeit der McCarthy-Ära. Bing wiederum verklagt Penn wegen Verleumdung, es gehe
hier nicht um Meinungsfreiheit.
Was ist dran an Penns Vorwurf? Es stimmt auf jeden Fall, dass Penn in letzter Zeit von
konservativen Kommentatoren schlechte Presse bekommen hat. Penn behauptet weiter, dass
Bing seinen Agenten angerufen und eine Zusicherung verlangt habe, dass der Schauspieler
aufhören würde, öffentlich seine Meinung zum Irak-Konflikt zu äußern. Er habe ihn auch
telefonisch persönlich darum gebeten und auf seinem Band die Nachricht hinterlassen, er
befürchte, das Publikum werde "durch die Propaganda (gegen Penn) verwirrt sein, sie gegen
dich auslegen und den Film boykottieren". Noch dazu ist Penn - ebenso wie Dustin Hoffmann,
der kürzlich auf der Berlinale vor einem Krieg warnte (vgl. Dustin Hoffman schickt
Friedenstaube an den Falken Bush) und Susan Sarandon - bisher nicht zur diesjährigen
Oskar-Zeremonie eingeladen. Einen Zusammenhang mit den politischen Aktivitäten der
Schauspieler gibt es laut »Academy« nicht.
Kommentare:
Unverständnis (cip22, 15.2.2003 4:27)
High-profile vitriol (Z, 15.2.2003 2:57)
Jean Penn und President Bus (Michael Core, 15.2.2003 2:14)
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